Bei der Jobsuche bin ich davon überzeugt, der Bessere zu sein,

doch der Arbeitgeber stellt lieber einen anderen ein.

Wer Depressionen hat und ehrlich damit umgeht,

sich nicht so wichtig nimmt und lieber in der zweiten Reihe steht,

wer bei einem Vorstellungsgespräch stets die Wahrheit sagt,

sich selbst dabei stetig hinterfragt,

kein Bedürfnis hat, den neuen Job auf eine Lüge aufzubauen,

geht es am Ende um beidseitiges Vertrauen,

doch zum Schluss wirst du wegen deiner Vorgeschichte abgestempelt im Nuh,

„Trauen Sie sich das hier alles noch zu?“

Diesen Spruch höre ich seit geraumer Zeit immer wieder,

und jedes Mal drückt dich deine Stimmung nieder,

danke für das nette Gespräch und bis die Tage,

heißt nichts anderes als, du kommst für uns nicht in Frage.

Euphorisch es nach Hause geht und in dir die Hoffnung wächst,

doch beim Blick in die Stellenbörse du gleich erschreckst,

denn deine Stelle dort neuausgeschrieben steht,

so auch der kleinste Hoffnungsschimmer vergeht.

Ich wollt in meinem Leben schon so viel erreichen,

doch das Schicksal stellt bei mir die Weichen,

stehe ich einmal vor dem großen Ziel,

fehlt am Ende nicht mehr viel,

ich werde wieder nur der zweite Sieger sein,

denn mein Schicksal ist so gemein,

stellt die Weiche auf ein totes Gleis,

für mich bleibt nur die Enttäuschung, so ein Scheiß.

Aber so ist das schon immer im Leben gewesen,

meinen Namen wirst du niemals an erster Stelle lesen.

Ich gebe zu, ich bin nicht mehr so wie früher in Form,

wenn ich so vor dem Spiegel stehe, graue Haare, fett geworden, außerhalb der Norm,

Diabetes, Schilddrüse, Bluthochdruck, Arthrose und manches mehr,

das Leben war nicht immer nett und fair,

schon damals als Kind war ich eher Opfer als Held,

Bottrop, Breidenbach und ab und zumal Guben, das war meine Welt,

in der Schule lernte ich schnell verstehen,

wenn man als Opfer überleben will, muss man Bündnisse eingehen.

Während die Älteren vor dem Sportunterricht zum Rauchen verschwanden,

sie in mir einen Dummen zum Aufpassen ihrer Sporttaschen fanden.

Dafür genoss ich ihren Schutz und Sicherheit,

in Hopfgarten war es dann so weit,

ein Buch wurde mir gestohlen und nur wenig später, welch ein Glück,

holten es mir die Großen zurück.

Sie hatten verstanden, was viele heuer nicht begreifen wollen,

wie man sich gegenseitig Respekt kann zollen,

wer nimmt, sollte nicht auf einer Einbahnstraße verschwinden,

sondern sich auch zum Geben überwinden.

Am Ende der Schulzeit schlug ich dann für mich überraschend zurück,

einer meiner Peiniger hatte das Glück,

meine Wut und auch meine Faust zu spüren,

diesmal war es das Schicksal, dass meine Hand wollt führen,

und mit einem Mal war mir klar,

dass dies das Ende meiner Opferzeit war,

der Ruf als friedlicher Schüler mit zerstört,

als Pubertier nun den Flegeln angehört.

Ich wollt in meinem Leben schon so viel erreichen,

doch das Schicksal stellt bei mir die Weichen,

stehe ich einmal vor dem großen Ziel,

fehlt am Ende nicht mehr viel,

ich werde wieder nur der zweite Sieger sein,

denn mein Schicksal ist so gemein,

stellt die Weiche auf ein totes Gleis,

für mich bleibt nur die Enttäuschung, so ein Scheiß.

Aber so ist das schon immer im Leben gewesen,

meinen Namen wirst du niemals an erster Stelle lesen.

Lehrjahre, sind dafür bekannt,

als Herrenjahre werden sie nicht benannt.

In meiner Zeit als Stift im Warenhaus,

setzte ich mich auch vielen Späßen und Schikanen aus.

Aus Regale putzen ein Teil meines Tages bestand,

wenig später ich mich mit Werkzeug bewaffnet in einer anderen Ecke befand,

ob Kinderwagen, Dreirad, Kettcar, Fahrrad, Roller und Co,

jedes Fahrzeug was montiert verkauft wurde, machte mich nicht froh,

hieß es für mich wieder neu montieren das Ausstellungsstück,

dicke Finger und kleine Schrauben, dass machte mich verrückt.

Kundengespräche gab es in den ersten Wochen kaum,

Regale auffüllen, zum Versand rennen oder in den Lagerraum,

in der Mittagspause vertraute ich mich einem Kollegen an,

der saß im Vorzimmer vom Personalchef und ging an die Sache ran,

am Ende erreichte den Abteilungsleiter meine Beschwerde aus der Mittagszeit

und schon machte ich mich für die erste Gardinenpredigt bereit,

die zweite folgte Jahre später, als halb Deutschland ein Schaustück von Steiff suchte,

und ich wusste, dass es im Versand stand und mein Chef mich dafür verfluchte,

aber auch dieses Gewitter zog vorbei, die Verkäuferprüfung kam und ich zeigte was ich kann,

zweimal eins in der schriftlichen Prüfung, der erste Schritt zum Kaufmann,

doch das Schicksal schickte mir in der mündlichen Prüfung jemanden, der es verstand,

mich dort zu prüfen, wo er auch bei meinen Vorgängern ihre Schwächen fand

und so gab es am Ende statt der Eins nur eine zwei,

aber ich war im dritten Lehrjahr zum Einzelhandelskaufmann dabei.

Nach Lehrjahr drei und bestandener Prüfung als Kaufmann mit einem Ziel,

Abteilungsleiter, doch mein Chef hielt davon nicht viel.

Statt Förderkreis für die weitere Zukunft im Konzern,

war das Ziel nach einem Samstag im Oktober nie so fern,

unser Azubi meinte lange Finger machen zu müssen,

am Ende wurde er gekündigt und ich durfte wieder mit Azubiarbeiten büßen.

Von heute auf morgen kündigte ich auch gegen den guten Rat,

von meinen Großeltern, die bereuten meine Tat.

Doch bereits damals war es vorauszusehen,

dass die Titanic Karstadt bald würde untergehen.

Ich habe zur Rechten Zeit den Dampfer verlassen,

mein Abteilungsleiter tat mich danach noch Jahre dafür hassen.

Ich wollt in meinem Leben schon so viel erreichen,

doch das Schicksal stellt bei mir die Weichen,

stehe ich einmal vor dem großen Ziel,

fehlt am Ende nicht mehr viel,

ich werde wieder nur der zweite Sieger sein,

denn mein Schicksal ist so gemein,

stellt die Weiche auf ein totes Gleis,

für mich bleibt nur die Enttäuschung, so ein Scheiß.

Aber so ist das schon immer im Leben gewesen,

meinen Namen wirst du niemals an erster Stelle lesen.

Im Nachgang betrachtet habe ich meinen Weg gemacht,

ich habe viel geweint, gekämpft, geflucht und auch gelacht.

Viele Menschen sahen mich als Steigbügelhalter an,

sie sind nun Chef, Firmeninhaber, Führungskräfte the lucky one,

haben ihren Bezug zum Anfang verloren und vergessen,

früher konnten sie sich an mich messen,

ich war Speditionsleiter, Disponent und Mädchen für jeden Dreck,

schob Überstunden und arbeitete an Wochenende auch für ihren Zweck,

andere holten sich beim Kunden das Lob für die Arbeit ein,

an mich dachte dabei kein Schwein.

Die Insolvenz änderte viel und ließ die Gemeinschaft auseinanderbrechen,

ein Neustart wie für den Pott nach dem Sterben der Zechen,

saß in Waldbreitbach als Fremdling herum,

machte mich nun für andere krumm.

Ich wurde nie zu einer Feier eingeladen, ich war nirgends dabei

Im Dorf gehörte ich nicht dazu, weil ich nur ein Zugezogener sei,

in der Firma war ich der Nachfolger vom Everbodys Darling,

der erst einmal ignoriert wurde und ziemlich in der Luft hing.

Drei Jahre hat es gedauert, bis ich in den inneren Kreis wurde aufgenommen,

schon habe ich auch die erste Einladung bekommen.

Beim Schützenverein durfte ich Thekendienst machen,

Abspülen, Servieren und andere Sachen,

ansonsten hätte man mich niemals gefragt,

hätte nicht vorher jemand anderes abgesagt.

Auch diese Zeit ging vorbei,

ich bin zurück, hier im Pott, da bin ich frei.

Ich wollt in meinem Leben schon so viel erreichen,

doch das Schicksal stellt bei mir die Weichen,

stehe ich einmal vor dem großen Ziel,

fehlt am Ende nicht mehr viel,

ich werde wieder nur der zweite Sieger sein,

denn mein Schicksal ist so gemein,

stellt die Weiche auf ein totes Gleis,

für mich bleibt nur die Enttäuschung, so ein Scheiß.

Aber so ist das schon immer im Leben gewesen,

meinen Namen wirst du niemals an erster Stelle lesen.

Wenn man ständig auf die Fresse kriegt,

über den kleinsten Kiesel stolpert, der auf den Boden liegt,

das Schicksal nun die große Keule herausholt und dann,

fangen die Sorgenfalten so richtig zu furchen an.

Es gab mal eine Zeit, da war das Haus voller Freunde und Leute,

daran erinnern nur noch Fotos von den Personen heute,

es war damals, vor dem Umzug in den Westerwald,

bei meiner Rückkehr waren alle Freundschaften kalt.

Meine Veränderung ein schleichender Prozess im Leben,

ich habe mich eingeigelt, habe den Alleinunterhalter für meine Mama gegeben.

Gemeinsam haben wir viel gesehen,

Mondpalast, Musical, Tierpark, überall musste sie mitgehen,

aber dann kam der Schlaganfall, Intensivstation, Reha und veränderte unsere gemeinsame Zeit,

Pflegestufe 3, auf Hilfe angewiesen, sie in ein Altersheim zu geben, dafür war ich nicht bereit.

Als Untermieter in ihr Schlafzimmer gezogen, sie glücklich im Pflegebett wieder daheim zu sein,

die Zeit ließ sie aufblühen, ihren Zustand verbessern, dass Schicksal ließ sich auf Kompromisse ein.

Ich selbst spürte, ich muss aus dieser Tretmühle raus,

zwei Jahre in einem Unternehmen, halte ich nicht mehr aus.

Hat sich irgendwo Routine eingestellt,

merke ich schnell, dass es mir nicht mehr gefällt,

es ist so, wie wenn man lange von einer Reise träumt,

ist man da, die Koffer noch nicht ausgeräumt,

man am liebsten wieder möchte gehen,

um sich einen anderen Ort anzusehen.

Ich bin bald 30 Jahre in meinem Beruf aktiv,

über 51 Jahre alt und nicht naiv,

aber nun scheint die Zeit gekommen, wo ich zum alten Eisen zählt,

ich komme mir vor wie in der Schulzeit, wenn man als letztes in eine Mannschaft wird gewählt,

so wie damals bei Rhenania Bottrop in der Fußballjugend am Ball,

ich durfte die Bank wärmen, die Trainingsanzüge tragen, aber spielen auf keinen Fall,

ich gehöre nicht mehr dazu, ich bin nur noch eine Last,

das kommt davon, wenn du ein bestimmtes Alter erreicht hast.

Erschwerend kommt hinzu, ich habe jemand Liebes, die lass ich nicht im Stich,

deswegen geht es immer in den Gesprächen nicht mehr nur um mich,

früher hat sie meine Hand gehalten und mich geführt,

nun ist die Zeit gekommen, wo sie meine Hand braucht und meine Liebe spürt.

Ich bin der Letzte in meiner Familie und wenn meine Mama nicht mehr ist,

bin ich allein und das ist das, was sie auch nicht vergisst.

Angst, lässt mich nicht schlafen in der Nacht,

Angst vor der Dunkelheit hält mich wach,

es könnte was passieren, was mir die Vergangenheit und Zukunft nimmt,

Angst vor einer Entdeckung die mich traurig stimmt,

Angst, dass ein neuer Schlaganfall mich endgültig von meiner Mama trennt,

denn das ist auch ein Ereignis, was sich Schicksal nennt.

Ich wollt in meinem Leben schon so viel erreichen,

doch das Schicksal stellt bei mir die Weichen,

stehe ich einmal vor dem großen Ziel,

fehlt am Ende nicht mehr viel,

ich werde wieder nur der zweite Sieger sein,

denn mein Schicksal ist so gemein,

stellt die Weiche auf ein totes Gleis,

für mich bleibt nur die Enttäuschung, so ein Scheiß.

Aber so ist das schon immer im Leben gewesen,

meinen Namen wirst du niemals an erster Stelle lesen.

Ich wünsche mir, dass Schicksal ist mir irgendwann mal wohlgesonnen,

oder ist mein Glück schon lange durch meine Finger geronnen?

Wir haben viel Gutes in unserem Leben gemacht und gespendet,

an Arche, Tierpatenschaften und Hospiz haben wir Geld gesendet,

doch für all das Gute, was wir haben gemacht,

hat es uns trotzdem kein Glück zurückgebracht.

Glück auf, heißt es hier im Pott zum Abschluss

als Erinnerung bleibt ein letzter Gruß.