… und wieder ist ein neues Lebensjahr angebrochen. Danke an dieser Stelle für die zahlreichen Glückwünsche, die mich via Facebook, Mails und Stayfriends erreichten. Ich habe mich sehr darüber gefreut, genauso wie über die Anrufe der ehemaligen und aktuellen Kollegen und Weggefährten. Schön, dass ihr an mich gedacht habt.

Meinen Ehrentag habe ich auch nicht groß gefeiert – ich habe keinen Bock auf Party machen – sondern bin mit meiner Mutter nach Oberhausen gefahren, um uns dort das Musical „Ich war noch niemals in New York“ anzuschauen. Nach Hamburg waren wir nun bereits ein zweites Mal in diesem Musical und im Vergleich zu der Hamburger Aufführung war Oberhausen die etwas schwächere. Das lag aber nicht am Cast, die haben wirklich das Beste gegeben und besonders herausheben muss man den kleinen Florian, gespielt an diesem Abend vom hervorragenden Tom Bauditz, aber der Funke wollte einfach nicht so recht von der Bühne auf das Publikum überspringen. Aber ehrlich, in einem halbgefüllten Theater kommt schwerlich Topstimmung auf, wenn die eine Hälfte der Besucher im Rentenalter ist und nur ganz wenige Groupies auf den hinteren Reihen zaghaft versuchten, mit Applaus und rhythmischen Klatschen die Schauspieler zu unterstützen, so wie wir es bereits in Hamburg erlebt hatten.

Ja, auch in Oberhausen gibt es Groupies. Sie verabreden sich übers Internet und besuchen gemeinsam Musicalaufführungen. Für viele von Ihnen ist es ihr ganzes Leben, sie kennen die Schauspieler oder Musiker teilweise persönlich, warten am SD (Stage Door) auf sie, um mit ihnen ein Foto zu machen und dieses hinterher wie ein Beute triumphierend im Internet zu präsentieren. Sie bringen kleine Geschenke für ihre Idole mit, Süßigkeiten und Plüschtiere für die Großen und Kleinen – Stars und Sternchen – und für solche, die mit wackligen Füßen die Bretter, die die Welt beuten, betreten, und viele geben ihr halbes Gehalt oder gesamtes Taschengeld aus, um ihren Idolen nah zu sein. Im Fußball sind es die Fans, im Musical die Groupies und ohne diese beiden Gruppen geht es einfach nicht mehr. Sie sind diejenigen, die in einem müden Theater die Stimmung machen, wie gestern live erlebt in Oberhausen.

Eine weitere Veränderung zur Hamburger Inszenierung: Es gab viel Lokalkolorit, z. B. als man die Heimleiterin Frau Alteisen Ruhrpottdeutsch sprechen ließ und das Navi auf dem Weg der beiden Hauptdarsteller Lisa Wartberg und Axel Staubach – an diesem Abend von Charlotte Heineke und Karim Khawatmi Klasse performant – auf ihren Weg von Triest nach Genau sie durch das Ruhrgebiet vorbei an Borussia Dortmund und Schalke 04 bis hin zum Gasometer nach Oberhausen führte, um ihnen dann anzuzeigen, dass sie verkehrt sind.

Gut waren auch die beiden Schauspieler Florian Theiler (als Fred Hoffmann oder Freddy-Bär, dem Vertrauten von Lisa Wartberg) und sein Schauspielkollege Vladimir Korneev, (der den Liebhaber von Freddy-Bär darstellte) und sich im Verlauf der Inszenierung beide öffentlich auf der Bühne küssten, was sicherlich den einen oder anderen Zuschauer irritierte. Homosexualität so offen auf der Bühne zeigen – für so manches alte Semester arg gewöhnungsbedürftig.

Erst ziemlich zum Ende der Vorstellung, was auch dem unermüdlichen Einsatz des Ensembles zu verdanken war, dem man wirklich anmerkte, das es ihnen einen riesigen Spaß bereitete dort oben auf der Bühne zu stehen, ging das Publikum mit und beim Schlussapplaus zog es wie eine Welle aus den hinteren Reihen des Theaters nach vorne, sodass auch der Letzte zum Standing Ovation aufstand. Ich persönlich wäre schon viel früher aufgesprungen, doch wir saßen in der ersten Reihe, die im Metronom Theater komischerweise die zweite Reihe ist und da habe ich in anderen Musicals schon schlechte Erfahrungen gemacht, weil sich die Leute beschwerten, sie können nix mehr sehen. Also blieb ich erst einmal sitzen. Viele von dem wenig fachkundigen Publikum können mit der Ehrenbezeugung des Standing Ovation nichts anfangen. Erst als auch die Letzten in den Reihen hinter uns begriffen haben, dass sie sich nicht mehr gegen den von den Groupies aufbrandenden frenetischen Applaus erwehren konnten, brach das Eis und es riss auch den letzten Griesgram von den Sitzen. Letztendlich kann ich jedem das Musical empfehlen, auch wenn es im Centro wie ein Fremdkörper wirkte. Es ist ein Familienmusical, bei dem jeder die Lieder mitsingen kann und auch wenn die wenigen im Zuschauerraum anwesenden Kinder den Altersdurchschnitt drastisch senkten, es ist keineswegs nur für die reifere Generation gedacht. Ein Musical für jedermann, der Spaß haben und gut unterhalten werden möchte.

Das Musical würde als Dauerbrenner wesentlich besser nach Hamburg passen, denn ein Kreuzfahrtschiff macht doch eher an der Waterkant fest, als am Rhein-Herne Kanal. Fazit: Es war trotz allem, ein schöner, unvergesslicher Abend und ich habe noch lange danach rote Handinnenflächen und Muskelkater vom Klatschen gehabt.

Die Polizei und das Ordnungsamt hatten mir vorab schon ein paar schöne Geburtstagsgeschenke bereitet. Erst werde ich 250 m vor meiner Haustür geblitzt, danach ziehe ich bereits mein fünftes (!) Knöllchen für Falschparken aus dem Briefkasten. Eine Nachbarin, die ich darauf ansprach, meinte, sie habe in achtzehn Jahren nur zwei Stück bekommen. Entweder hatte sie schlichtweg Glück oder es ist doch etwas an ihrer Vermutung dran: Es hat jemand absichtlich beim Ordnungsamt angerufen.

Vielleicht sollte ich dies auch mal tun, aber nicht um die anderen Falschparker zu denunzieren, das überlasse ich den anderen Bewohnern unserer Straße, sondern mich über die Ampel an der Kreuzung Gahlensche/Overdyker Straße zu beschweren. An manchen Tagen steht man dort bis zu acht Minuten an einer roten Ampel, ohne dass sich was tut. Erst, wenn jemand die Fußgängerampel betätigt oder ein Linienbus kommt, schaltet sich die Ampel auf Grün um.

Stellen sie sich vor, es ist Kirmes und keiner geht hin. Ich glaube so ergeht es derzeit dem Stadtmarketing Bochum, allerdings für sie muss der Text umgeschrieben werden und lauten: Stellen sie sich vor, sie planen eine Kirmesveranstaltung und keiner will zu ihnen kommen. Wie Sauerbier wurde im Vorfeld der Osterkirmes die Stellplätze mit interessanten Konditionen und sehr großzügigen Rabatten bei Schausteller.de angeboten, doch das Ergebnis blieb bescheiden. Neben den üblichen Beschickern mit Autoscooter, Musikcenter, Kinderkarussell gab es noch Breakdancer und ein Flugkarussell, aber wie so oft in den letzten Jahren blieben auf dem großen Areal an der Castroper Straße viele Plätze frei, wie auch vergleichsweise bei den Heimspielen des VFL Bochum. Genauso trostlos wie die Leistungen der Profikicker, dümpelte die Bochumer Osterkirmes in der untersten Liga herum. Während Crange, Rheinkirmes, Hamburger Dom, Oktoberfest um ein paar von den großen Volksfesten herauszuheben, Bundesliga sind, ist die Kirmes in Bochum nicht einmal mehr zweitklassig. Fast so wie deren Fußballer, die mal als Unabsteigbar galten und nun mit einem Bein fast schon in der dritten Liga sind. Wenn selbst die treusten der Treuen in der Halbzeitpause das Stadion verlassen und einen Rummelbesuch dem müden Kick ihrer Idole vorziehen, sollten auch bei den Hauptverantwortlichen des VFL die Alarmglocken angehen und endlich ein Umdenken beginnen.

Als Königsblauer sehe ich den Absturz solcher Traditionsverein wie MSV Duisburg und unseres Nachbarn Bochum mit großer Sorge. Solche Vereine gehören in die Bundesliga, die Derbys gegen sie ist das Salz in der faden Suppe Bundesliga, die auf Jahre wahrscheinlich uninteressant sein wird, denn die Bazzis werden immer mächtiger und es gibt kaum noch Mannschaften, die ihnen gefährlich nah kommen können. Langeweile wird sich ausbreiten, und wenn dann auch noch solche Retortenklubs wie Golfsburg und Hoppenheim in der Liga mitspielen, gibt es halt nur noch das Derby gegen die Zecken als Höhepunkt einer jeden Saison. Da wünsche ich mir dann doch Mannschaften wie Bochum und Duisburg zurück.

… und dann war da noch die schleichende Enteignung der Bundesbürger. Seit der Einführung des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes kann nun der Bürger selber nicht mehr darüber entscheiden, wo er seinen Schrott, seine Altkleider und sein Papier abgibt und dafür noch etwas Zählbares erhält. Die Abfallsatzung der Kommunen sagt nämlich aus, dass Papier in die blaue Tonne gehört oder am Recyclinghof abgegeben werden muss, dass gleiche gilt für Kleidungsstücke, die müssen in die Sammelbehältnisse der Stadt oder deren Drittbeauftragten gegeben werden und auch Schrott darf nicht mehr verkauft werden, denn die Kommunen legen ihre Hand darauf und erheben ihren Anspruch. Sie haben nämlich gemerkt, dass man damit Geld verdienen kann und dieses Geld benötigen die Kommunen dringend, um Haushaltslöcher und die auf den Straßen entstandenen Winterschäden zu stopfen. Aber der Bürger wird nicht gefragt, dem Gewerbe wird einfach auferlegt, dass man erst mit einer Genehmigung, den § 18 KrWG, Sammlung durchführen darf. Das trifft vor allem die Schrotthändler und die karikativen Einrichtungen besonders hart. Drei Monate vor Sammlungsbeginn müssen diese bei den zuständigen Ämtern der Kommunen angezeigt werden und die meisten Anträge werden abgelehnt, weil die Stadt ihre Interessen bei deren Sammlung bedroht sieht. Es wird in naher Zukunft aus diesem Grund viele Gerichtsverfahren geben, angestrebt von der Privatwirtschaft, den Verbänden und sicherlich auch dem einen oder anderen Mitbürger, der sich nicht so einfach entmündigen und enteignen lässt. Dabei ist dieser Paragraf auch nur ein Deal mit der EU, die ihn eigentlich nicht aufgenommen haben wollte, aber eingeknickt ist, denn ansonsten wäre die gesamte Novelle des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz nicht mehr fristgerecht auf den Weg gebracht worden.

Ab 2015 gibt es dann sowieso die Wertstofftonne, die Pflicht für alle Mitbürger wird und auch für die Handwerker und andere Dienstleister mit Abfällen ändert sich ab Mitte 2014 vieles: Sie fallen auch mit der gesamten Härte unter das neue KrWG. Warum ich mich darin so gut auskenne? Weil es mich Tag ein, Tag aus begleitet, auch wenn ich kein Abfallbeauftragter bin und auch sicherlich keiner mehr sein möchte. Jeder, der in seiner Anlage Abfälle annimmt oder diese nur transportiert, sollte sich mit den Grundlagen des KrWG auskennen. Es ist quasi die Bibel, die auf den Nachttisch jedes Disponent liegen sollte.

Der Winter scheint sich nun allmählich zurückzuziehen. Für den Verlauf der Woche ist nun endlich Frühling angekündigt. Die Heizperiode war auch lang genug und am 24. April kommen endlich meine Winterreifen runter und ich hoffe, an diesem Tag mein Fahrzeug ohne große Mängel über den TÜV zu bekommen. Und dazwischen ist dann noch die Urteilsverkündung in meinem Kautionsstreit. Ja, der April wird sehr ereignisreich, denn am 26. steht Florian Silbereisen in Oberhausen auf dem Programm, am 27. April wird das traditionelle Maiabendfest in Bochum gefeiert. Ich hoffe, dass bis dahin mein lädiertes Knie wieder schmerzfrei ist, denn sonst machen diese Veranstaltungen kein Spaß. In diesem Sinne wünsche ich eine gute Zeit, bleiben oder werden Sie gesund.