Woche zwei nach meinem Krankenschein ist um. Meine Krankenkasse überraschte mich mit einem Brief, dass man doch mal dringend über das Krankengeld reden sollte und da ich telefonisch nicht erreichbar sei, sollte ich mich bitte bei Ihnen melden. Gut, wie gesagt, zwei Woche bin ich wieder in der Firma und so habe ich wahrlich kein Anspruch mehr auf Krankengeld. Kurzerhand habe ich mit der zuständigen Sachbearbeiterin gesprochen und sie darüber insoweit aufgeklärt, dass ich nun schon ein paar Tage meiner täglichen Pflicht nachgehe. Sie meinte, dass wäre alles nur vorsorglich, denn sechs Wochen würden schnell vergehen und so mancher wäre dann überrascht, wenn er plötzlich Post von der Krankenkasse und kein Geld mehr von seinem Arbeitgeber bekommen würde. Aber sechs Wochen krank? Mir reichten schon die knapp vier Wochen, da fiel mir schon die Decke auf den Kopf. Und dann die ständigen Arztbesuche, nee, da gehe ich lieber malochen, auch wenn das momentan nicht sehr angenehm ist. Mein Kollege hat sich nämlich im Januar das Rauchen abgewöhnt und in den letzten Tagen war er nicht mehr auszustehen. Es erging ihm ungefähr so, wie mir, wenn ich mal wieder einen Diätversuch starte. Wie sage ich dann immer: Wenn ich nicht genießen kann, dann bin ich nicht zu genießen (geklaut aus „Ich heirate eine Familie…“). Erst als er sich einen Sargnagel in der Schnute stecken konnte, war er wieder einigermaßen ausgeglichen. Damit hat er zwei Monate einfach weggeschmissen, nur weil der Druck, der Stress, der auf ihn lastete, zu groß wurde. Auch meine Versuche, ihn mit Kaugummi von einem Rückfall zu bewahren, waren mehr der Hilflosigkeit geschuldet, als wirklich bedachtet. Die Situation für alle Beteiligten derzeit einfach nur unbefriedigend, aber keiner weiß auch so richtig den Hebel umzulegen, damit alles wieder normal läuft. Ich kann nun auch immer mehr meine junge Kollegin verstehen, warum sie die Dispo wieder abgeben hat. Die Belastung enorm, vor allem für jemand, der noch frisch in diesem Haifischbecken ist. Wer nicht aufpasst, wird gefressen und wer glaubt, er könne einem Disponenten vertrauen, vor allem einem alten Hasen, der glaubt auch, dass im Himmel Jahrmarkt ist und das es in der Wüste schneit. Wir sind mit allen Wassern gewaschen und während wir noch lächeln, ziehen wir unseren besten Freund über den Tisch. So ist es nun einmal im knallharten Speditionsgeschäft. Fernfahrerromantik gibt es nur noch im Fernsehen, die Wirklichkeit sieht anders aus. Ein gnadenloser Verdrängungskampf läuft und wer nicht aufpasst, der wird rücksichtslos rausgekickt. Aus diesem Grund sind die Nerven täglich zum zerreißen angespannt, denn man versuchen stets das Beste für den Kunden und sein Unternehmen herauszuholen. Zufriedene Kunden kommen wieder und empfehlen einem weiter. Dabei wächst mir allmählich die Angelegenheit über den Kopf. Nicht die Aufträge, sondern der Papierkrieg, der jede Bestellung unseres Großkunden nach sich zieht. Mein Kollege meint, ich wäre eine Papierschlampe, weil ich stetig Berge von Papieren auf dem Schreibtisch horte und er nichts findet, wenn er mal was braucht. Aber wer im Glashaus sitzt…

So, am Freitag war es nun endlich soweit. Nach zahlreichen Verschiebungen fand nun meine Verhandlung zum Kautionsstreit statt. Nur diesmal war ich nicht geladen, der Richter hielt dies nicht für nötig. Meine Anwesenheit war nicht erforderlich, was sicherlich angesichts unser Personalsituation auch ganz gut gewesen ist. Nach Aussagen meiner Rechtsanwältin hielt sich der Vorsitzende genau an die Mindestdauer einer Einspruchsverhandlung. 15 Minuten und keinen Augenblick länger. Alle Anträge der Gegenseite wurde abgeschmettert, das Fotomaterial als Beweis des Beklagten nur aus gutem Willen des Richters betrachtet. Fakt ist, dass es für meinen ehemaligen Vermieter besser gewesen wäre, wenn er sich einen Anwalt genommen hätte. Denn mit seinen Argumenten hat er weder das Gericht noch meine Rechtsanwältin überzeugen können. Am 17. April wird nun das Urteil gesprochen. Entweder wird das Versäumnisurteil bestätigt oder es gibt ein Beweisurteil. Wir werden es abwarten. Daraufhin hat natürlich die Gegenseite die Möglichkeit eines Einspruch und damit zu einer weiteren Verhandlung in der nächstens Instanz, aber wie lange will er die Sache noch weiterführen? Ich habe auf jedenfalls herausbekommen, via Google, dass er sich nun bei Facebook bereits zurückgezogen hat. Vielleicht fürchtet er einen Shitstorm von aufgebrachten, ehemaligen Mietern. Zuzutrauen wäre es diesem Typen allemal. Für mich ist es eine Lehre, ich miete mir niemals mehr eine Wohnung bei einem Vermieter mit Migrationshintergrund. Das soll jetzt aber nicht bedeuteten, dass ich was gegen Ausländer habe. Ganz im Gegenteil, doch was in den letzten Wochen und Monaten für ein Aufhebens von Seiten unserer Presse um unsere Gäste gemacht wird, geht auf eine keine Kuhhaut mehr. Da wurde nun in Bremen ein 25jähriger von einem Stadtbekannten Schläger totgeprügelt. Der Täter, ein 20jähriger Türke galt als sehr gefährlich, hatte er doch bereits einen Freund wegen einer Zigarette niedergestochen. Das hat natürlich auch die Rechten auf den Plan gerufen, die natürlich sofort zu einer Kundgebung aufgerufen haben. In Backnang verbrennt eine Mutter mit ihren sieben Kinder, was sehr tragisch ist, und der türkische Botschafter will gleich einen Trupp Spezialisten in Bewegung setzen, weil er einen fremdenfeindlichen Anschlag dahinter vermutet. Im Internet wird schon gespottet, wenn irgendwo wie eine Behausung brennt und Menschen dabei zu Schaden kommen, dass es ja bloß keine türkischen Mitbürger sind, die dort zu Schaden kommen, denn in den Augen der türkischen Regierung sind die Ermittlung zu oberflächlich und werden im gleichen Atemzug angezweifelt. Aber man kann doch nicht gleich hinter jedem Unglück fremdenfeindliche Motive wittern. Was soll dieses Misstrauen gegenüber unseren Ermittlern? In diesem Land wird nichts verschleiert, hier kommt über kurz oder lang alles ans Tageslicht. Wenn nicht durch die Polizei, dann durch die Boulevardpresse. In Backnang war es ein Defekt an einem Ofen, der zu dieser Tragödie führte, was lange Zeit von der türkischen Regierung nur widerwillig akzeptiert wurde. Aber mal ehrlich, man muss ja jetzt nicht hinter jeder Katastrophe Fremdenfeindlichkeit sehen. In diesem Land lebt inzwischen eine Generation, die mit dem Holocaust nichts mehr zutun hat. Aber wir fühlen uns trotzdem noch alle dafür verantwortlich. Das wird von der Politik suggeriert, aber trotzdem muss doch irgendwann einmal ein Schlussstrich unter unser Vergangenheit gezogen werden.

Die NSU bringt Menschen um, dafür werden Denkmäler für die Opfer errichtet und die Regierung angeprangert, weil sie solange nichts getan hat, in Berlin und Bremen sterben junge Menschen durch die Hand von Ausländern, aber für die gibt es keine Denkmäler. In Bremen ist es soweit, dass die Mutter nicht einmal das Geld für die Beerdigung für Ihres Sohnes hat. Aber das interessiert außer der Presse, keinen. Kein Politiker geht zum Tatort, kein Ministerpräsident sichert lückenlose Aufklärung zu. In Backnang war der Landesvater an der Seite vom Türkischen Botschafter vor Ort, da versprach man alles zu tun. Irgendwie verkehrte Welt in diesem unserem Land. Extremisten bedrohen das Recht und die Verfassung dieses Landes, aber erst jetzt wird ein Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der eine sofortige Ausweisung bei Verdacht ermöglicht. Dafür müssen aber erst Banden mit Sprengstoffnestern ausgehoben werden, die führende rechte Politiker ans Leben wollen. Die Gefahr durch Fanatiker ist allgegenwärtig und wir können nur von Glück sprechen, dass noch nichts geschehen ist. Wer schützt uns vor diesen Verblendeten? Wie viele unschuldige Menschen auf der Welt müssen noch sterben, bis man diesem Wahnsinn eine Ende setzt. Was für eine Welt hinterlassen wir unseren Kindern? Fragen über Fragen, auf die man die Antworten schuldig bleibt.

In diesem Land wird alle drei Minuten eingebrochen, die Täter stammen zu ¾ aus Osteuropa. Sie nutzen die Autobahnen zur Flucht. Keiner kann sie stoppen, den es gibt keine Grenzkontrollen mehr, die Grenzen im vereinten Europa bleiben zum Osten hin auf, obwohl jedem bewusst ist welches kriminalistische Potential dort verborgen liegt. Aber egal, was man sagt, was man anprangert, es wird alles nur beschönigt. Noch ist dieses Land nicht reif genug für einen Machtwechsel, denn die Stammtischparolen sind zwar inzwischen auf die Straße gelangt, aber noch lange nicht soweit, dass sie die Politik erhört. Wer sagte doch noch gleich: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht!“ Richtig, Heinrich Heine Anfangszitat seines Gedichtes Nachtgedanken. Es wird immer gerne herangezogen, wenn es in Deutschland schlecht läuft, dabei hat der Dichter doch nur seine Sehnsucht nach seinem Land ausdrücken wollen. Aber egal, wie sich alles weiterentwickelt, wir werden nur tatenlos zusehen können, wie wir von den Oberen abgewickelt und ins Chaos geführt werden. Es sei denn, es geht ein Ruck durch die Reihen der Menschen und jeder besinnt sich auf das wesentliche – auf Freiheit, Recht, Menschenwürde und Gleichheit. Durch eine friedliche Revolution haben sie in der DDR die Mauer zum Einsturz gebracht, warum sollte es nicht noch einmal gelingen. Oder sind wir zu satt? Geht es uns nichts mehr an? Sind wir gleichgültig geworden, schauen wir noch weg? Jeder für sich muss diese Frage beantworten…

Ein Fahrer erzählte voller Stolz, er habe seit dem er bei uns sei, schon 30 kg abgenommen, mein Chef schwitzt derzeit in Bad Orb und kann sehen, wie die Pfunde purzeln, mein Kumpel aus Österreich und sein Sohn legen in ihrer Freizeit bis zu 60 km auf dem Fahrrad zurück und unsererseits kriegt den Hintern nicht mehr hoch. Woran liegt es? An dem langen Arbeitstag? Das hat mich doch früher auch nicht abgehalten, sich sportlich zu betätigen. Aber heute? Kein Elan, ich fall abends todmüde auf die Couch und wenn ich die Tagesschau erlebe, wird es ein recht gelungener Abend. Vielleicht sollte ich mich ja selber mal in den Hinter treten. Andre leben hingegen von Kindesbeinen für Ihren Sport. Siehe hier: Ich bin mir sicher, von den Dreien werden wir noch später etwas hören.

So, nach dem Derbysieg erfolgt die Ernüchterung. Pleite gegen die Türken und Niederlage bei unseren Freunden in Nürnberg. Vielleicht schaffen wir es ja, gegen Hoppenheim drei Punkte einzufahren und nicht nur gegen die Großen eine Galavorstellung abzuliefern. Übrigens: Auf meiner Playstation habe ich locker gegen die letzten drei Gegner gewonnen.

In diesem Sinne eine schöne Zeit.