Ich gebe es zu, ich gehöre auch zu denjenigen, die ständig ihren Stromanbieter wechseln. Das ist ein Kinderspiel und man kann am Ende wirklich Geld sparen. Doch dieses Mal habe ich mich selber ausgetanzt, denn nach meinem Wechsel vom Stromdiscounter zu den Stadtwerken Troisdorf habe ich diesmal draufgezahlt. Das liegt daran, dass die Stadtwerke ihren Strompreis im Vergleich zum meinem vormaligen Anbieter etwas stärker angehoben haben. Nun liegt es an mir, ob ich am Ende draufzahle oder nicht. Muss ich meinen Verbrauch halt anpassen …

Die meiste Zeit des Tages (über zwölf Stunden) bin ich im Dienste meines Arbeitgebers unterwegs, böse Zungen behaupten bereits, ich könnte mir doch schon mein Bett in der Firma aufstellen, dann würde ich mir auch die Miete sparen. Manchmal wäre das sicherlich nicht die schlechteste Lösung, denn an unserem Container habe ich wenigstens einen Stellplatz für meinen kleinen Freund, was hier daheim nicht immer gegeben ist. Gestern Abend war wieder so eine Situation, wo ich am liebsten ins Lenkrad gebissen hätte. Keinen Stellplatz bekommen und so musste ich auf meinen ungeliebten Parkplatz am Nahversorgungszentrum ausweichen. Bepackt mit meinen Einkäufen machte ich mich dann um 22:00 Uhr auf den Weg nach Hause. Angekommen war ich erst einmal angefressen, meine Stimmung war den ganzen Tag eh schon unterirdisch und nun noch diese verfluchte Parkplatzsuche. So allmählich verliere ich die Geduld und hätte ich das alles vorher gewusst, wäre ich hier niemals hergezogen. Aber mein Vermieter meinte, man bekäme immer irgendwo einen Parkplatz. Das mag ja auch richtig sein, aber ich scheine immer zur falschen Zeit nach Hause zu kommen. Die andere Wohnung, die in der engeren Wahl war, hatte einen Stellplatz, allerdings dafür keinen Balkon. Aber wenn ich jetzt mal ehrlich bin, wann habe ich schon einmal auf meinem Balkon gesessen? Noch nie! Dann hätte ich auch die andere Wohnung am Ruhrpark nehmen können, aber meine Mutter meinte, ein Balkon ist doch was Schönes. Heute rudert sie zurück; ich hätte doch nicht auf sie hören und mich durchsetzen sollen. Um mir hinterher wieder sagen zu lassen, warum hast du denn nicht …

Vielleicht war ich auch in den letzten Jahren in Sachen Parken arg verwöhnt gewesen. In Bottrop hatte ich meinen Parkplatz direkt auf dem Hof, in Kirchhellen in einer Seitenstraße, in Waldbreitbach und Neustadt jeweils eine Garage. Da wird man schon bequem, aber wenn man noch einmal was anderes geboten bekommt, warum sollte man dann nicht zugreifen?

Gut, gestern habe ich mich dann einem neuen Freund zugewandt. Captain Morgan. Er hilft dir für ein paar Stunden deine Sorgen zu vergessen, doch am Ende merkst du, dass sie nicht weg sind, sondern noch mächtiger und bedrohlicher erscheinen, als vorher. Du hast sie für eine Weile verdrängt, mehr aber auch nicht. Ich habe noch nicht einmal ein Viertel von der Flasche genommen und trotzdem war ich erst gut drauf, um gleich darauf wieder in ein tiefes Loch zu fallen. Immerhin habe ich noch mein Bett gefunden und Kopfschmerzen habe ich auch keine. Die bekomme ich aber durch andere Anlässe: Diskussionen!

Immer wieder Diskussionen hier und da: Mal liegt einem die Mutter in den Ohren, ob ich denn ewig alleine Leben möchte und zu einem Eigenbrötler werden will, dann findest du bei deinem Kollegen keinen Gehör und musst dich lautstark durchsetzen, dass die Wände wackeln. Auf der anderen Seite bekommt man die gutgemeinten Ratschläge, man sollte etwas in seinem Leben verändern, sich auch mal die Auszeit nehmen und endlich den langgeplanten Arztbesuch durchführen und nicht immer die Arbeit vorschieben oder noch geiler sind die Vorschläge, jeden Abend noch eine Runde im Fitnessstudio einzulegen. Aber auch gleichzeitig soll ich mich um meinen Haushalt kümmern und auch nicht meine Karriere außer Acht lassen, denn viele erwarten doch schon sehnsüchtig die Veröffentlichung meines Romans, der seit Wochen wieder im Dornröschenschlaf auf meinem Rechner liegt. Dann stelle ich die Frage: Wann soll ich das alles tun und bekomme nur ein allgemeines Schulterzucken zurück. In solchen Momenten denke ich an die Arbeit im Westerwald zurück, da blieb nach Feierabend für all die aufgezählten Tätigkeiten noch genügend Zeit, denn da war ich auch um siebzehn Uhr durch die Tür und wenn es man ganz schlecht lief, eine halbe Stunde später. Ich brauchte keine 60 Wochenstunden, um deine Arbeit zu verrichten. Dort herrschte die Einstellung: Was du nicht in der normalen Arbeitszeit erledigen kannst, das brauchst du auch nicht mehr mit Gewalt in den Überstunden machen. Es bring eh nix mehr, denn es ist erwiesen, dass nach einer gewissen Anzahl von Stunden die Konzentration nachlässt und keiner kann über einen langen Zeitraum die Spannung zu aufrecht erhalten, dass er am Ende eines Tages genauso aufnahmefähig ist, wie am Morgen.

Von solchen Zeiten träume ich heute nur noch. Aber immerhin, man hat einen Job: Anderen Menschen geht es da wesentlich schlechter und wenn solche Leute, die in Hartz IV abgerutscht sind, eine Chance geboten bekommen, ihr Leben zu verändern, dann werden die meisten diese Chance ergreifen. Die Meisten, aber es gibt auch ein paar wenige, die stellen sich so blöd an, dass man den Eindruck nicht los wird, die wollen doch gar keinen Job bekommen. Einen solchen Kandidaten habe ich Freitag strammstehen lassen. Er kam mit einem Lebenslauf, der im Jahre 2011 verfasst wurde, knapp drei Stunden zu spät zum vereinbarten Termin. Keine Zeugnisse, keine Bewerbungsmappe und ich sollte mir die Unterlagen auch noch kopieren. Er hätte schließlich kein Geld. Das hätte er an diesen Tag nicht bringen dürfen, denn der arme Kerl musste nun die geballte Wut ertragen, die sich bereits den ganzen Tag aufgestaut und bei meinem Kollegen sich nur teilentladen hatte, ertragen. Was er sich denn einbilde, zu spät und ohne Unterlagen zu kommen. Der erste Eindruck zählt – er kam übrigens im Trainingsanzug und roch nach Alkohol – und wie soll ich mir eine Meinung über ihn ohne seine Zeugnisse bilden. Am liebsten hätte ich das Arbeitsamt angerufen und den Kerl dort angeschissen. Aber ich habe es mir verkniffen. Ich denke meine deutlichen Worte haben ihre Wirkung nicht verfehlt, denn er hat sich hinterher für meine Belehrung bedankt und versprochen, sich zu einem späteren Termin neu zu bewerben. Aber ehrlich, den Aufwand kann er sich sparen, wenn er wieder zum Gespräch mit Alkoholfahne erscheint. Oder musste er sich gar Mut antrinken?

Die Kommunen müssen sparen und neue Geldquellen erschließen. Das machen sie jetzt, in dem das Ordnungsamt ihre Radarkontrollen ausweiten, die Fahrzeuge nun nach beiden Seiten blitzen können, den §18 KrWG ziehen (Siehe Erläuterung Update 07.04.2013) und jetzt auch noch anfangen, bei den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft zu sparen – bei den Kindern. Dieses Thema ist für mich stetig ein rotes Tuch, denn unterstütze ich jeden Monat verschiedene Organisationen und mache das aus einer sozialen Verantwortung heraus, aus die sich die Kommunen immer mehr zurückziehen.

In Bottrop wurde zu Jahresbeginn die Zuzahlung zum Schulessen gestrichen. Das Ergebnis ist, dass immer mehr Kinder aus Hartz IV- und weniger vermögenden Familien sich das Schulessen nicht mehr leisten können. Die in der WAZ veröffentlichen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. An manchen Schulen ging die Zahl der verkauften Schulspeisen um bis zu 70 % zurück. Manche Familie kann sich die täglichen 3 Euro für Normalverdiener und einen Euro für Hartz IV-Empfänger schlichtweg nicht mehr leisten. Aus diesem Grund sitzen viele Schüler nachmittags mit knurrenden Mägen in den Klassen, was die Lehrer wieder rum kritisieren, denn leerer Magen lernt nicht gern und die Konzentration lässt schlagartig nach, wenn man Hunger hat. Das haben vor fünf Jahren bereits die Gründer des Mannamobil begriffen und aus diesem Grund angefangen, Essen in Wiesbaden und Frankfurt auszuteilen. Fast solange unterstütze ich diese Organisation schon und ich gebe es zu, ich mache es gerne. Nun wird der Ruf nach Sponsoren laut, der die Zuzahlungen für die Schulspeisung übernimmt. Aber warum? Warum soll sich die Wirtschaft dafür interessieren? Solange man keinen Gewinn damit erzielen kann, gibt es nur wenig Aufrechte, die zahlen. Es sei denn, man kann sich werbewirksam in der Presse profilieren.

Kinder sind zwar unsere Zukunft, aber sie haben trotzdem keine Lobby. Oder warum wird bei den Schwächste stets als Erstes gespart?

Ach ja, zu Beginn der letzten Woche hat der VFL Bochum die Notbremse gezogen und Trainer und Manager entlassen. Ob es mit Peter den Großen nun besser wird, werden die nächsten Spiele zeigen. Meine Königsblauen wollen wahrscheinlich mit Keller weitermachen und das finde ich, ist eine gute Lösung. Dem Trainer steht die halbe Mannschaft nicht zur Verfügung und trotzdem kämpfen sie weiterhin um den dritten Platz. Das hätte ich vorher nicht gedacht. Daumen hoch für Keller und Schalke …

In diesem Sinne eine schöne, sonnige Woche.