Die erste Woche nach meinem Krankenschein ist um und ich muss sagen, sie verging wie im Fluge. Aufgrund von Urlaub und krankheitsbedingten Ausfällen bin ich vorerst an meinem alten Arbeitsplatz in den Container zurückgekehrt, wo ich meinen guten Kollegen und Chefdisponent Olaf unterstützen durfte. Ja, die Alten müssen es wieder richten, war in den letzten Tagen der meist genutzte Ausspruch von uns und er meinte damit uns beide alte Hasen, die inzwischen gemeinsam auf rund 42 Jahre Berufserfahrung zurückblicken können. Wir haben es wieder erlebt, man kann einfach nicht so schnell unseren Job erlernen, zum Disponenten muss man geboren werden! Wichtig ist auch, dass es einfach passt. Wir beide sind positiv verrückt, haben den unbedingten Willen, etwas zu schaffen und so stimmt halt die Mischung. Hier geht es nur miteinander, nicht nur nebeneinander. Der Informationsfluss muss stetig funktionieren, so bringt man sich nicht unnötig in Schwierigkeiten. Keinesfalls sollte man nachtragend sein, denn in der Dispo weht ein raues Lüftchen und nicht jedes böses Wort sollte man auf die berühmte Goldwaage legen. Denn nach jedem Gewitter folgt wieder Sonnenschein, auch wenn so mancher Kunde einem so richtig den Tag verhageln kann. Denk daran, sie wissen es einfach nicht besser und wir in der Dienstleistungsbranche müssen mit allen klarkommen. Den Idioten, den Besserwissern, den Schüchternen, den Dreisten und Unverschämten. Wir behandeln sie alle gleich freundlich auch wenn es einem manchmal arg schwerfällt. Aber in einem verrückten Team mit einer guten Truppe dahinter kann man viel erreichen. Wir dürfen nicht vergessen, es sind Menschen, denen du begegnest, mit Macken, mit Ecken und Kanten. Keiner hat jedes Mal einen guten Tag und viele vergessen das einfach. Für so manchen sind wir die Fußabtreter, die ihren Frust an uns ablassen wollen, aber trotz allem behandeln wir sie gleich, nicht von oben herab, wie sie uns. Aber 99 % der Kunden, die einem begegnen sind auf ihre Art in Ordnung, nur dieses eine Prozent kann dir so richtig den Tag versauen. Aber das ist dann egal, wenn du weißt, dass du einen Kollegen an deiner Seite hast, mit dem du dich blind verstehst, so wie bei einem alten Ehepaar und bei dem man sich blind verlassen kann. Auch wenn man sich nach einen Streit für ein paar Minuten anschweigt. Aber danach geht es gleich um so besser weiter…

An diesem Samstag war ich in Bottrop gewesen. Mal wieder eine Stippvisite auf dem Wochenmarkt machen, mal schauen wie der Umbau des Hansa-Zentrums vorangeht und ein bisschen Heimatfeeling auftanken. Egal, wo ich lebe, egal wie lange ich schon weg bin, Bottrop ist und bleibt meine Stadt. Hier ist es nicht so hektisch, so unruhig wie in Bochum. Hier bekommt meine Mutter die von ihr so geliebte Graupenwurst und wir haben schon viele Schlesier ausprobiert, aber nirgendwo schmeckt die Graupenwurst so gut wie bei Propeller. Das hat meine Oma schon gewusst und immer wenn sich Besuch ankündigte, oder Feiertage anstanden, wurde mein Opa in die Stadt geschickt, um genau bei diesem Schlesier einzukaufen. Gut, er ist nicht gerade billig, aber trotzdem lohnt sich jeder Euro, den man dort ausgibt. Dazu dann noch der leckere Fisch vom Krichel, die Gewürze von der Kräuterfrau, die unter ihrem Sonnenschirm dem Regen trotzte und ein paar andere Dinge, die man zwar überall im Handel kaufen könnte, aber sie trotzdem nur vom Wochenmarkt mitnimmt. Warum? Weil man gerade da ist und der Flair einen dazu verführt, mehr Geld auszugeben, als man wollte. Danach noch einen Abstecher in das umgebaute Karstadt-Haus in dem ich ja auch knapp sechs Jahre gearbeitet habe, dass nun in einem neuen Gewand daherkommt, aber leider nun nicht mehr die Wärme und Herzlichkeit ausstrahlt, wie damals, als ich noch meine Ausbildung gemacht habe. Alles wirkt kalt, steril und lädt nicht zum verweilen ein. Pro Etage nur noch jeweils eine Kasse, alle Zentralisiert, um jede Menge Personal einsparen zu können. Klar sind mir auch ein paar ehemalige Kollegen über den Weg gelaufen, die ich gleich erkannte, sie mich allerdings nicht mehr. Kein Wunder, vor 21 Jahre bin ich dort weg. Es hat keinen Spaß gemacht dort zu flanieren und als wir in der ersten Etage standen, da konnte ich mich noch genau daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, wie ich dort durch die Gänge geflitzt bin und Kinderwagen, Dreiräder, Kettcar aufgebaut, an der Kasse gestanden habe und Kunden bedient habe. Lang, lang ist es her.

Zum Abschluss unseres Besuches noch im Kaufland eingekauft und dann ab wieder nach Hause. Das Wetter war ja nicht besonders gut und als wir noch beim Zemann reinschauten, um ein paar Gästehandtücher zu kaufen, hatte ich ein Déjà-vu. Bei unserem letzten Besuch hatte es ebenfalls geregnet (komischerweise öffnet der Himmel immer dann seine Schleusen, wenn ich in Bottrop bin) und da hat ein Junge sein Taschengeld in eine neue Jacke investiert, weil er sonst nass geworden wäre. Als wir heuer an der Kasse standen, war es diesmal ein Mädchen, dass sich eine Regenjacke kaufte, weil ihre Fließweste bereits vom Regen durchtränkt war. Auch meiner Mutter war diese Nebensächlichkeit noch im Gedächtnis geblieben. Dabei kam auch gleich die Frage auf, ob Petrus was gegen uns hat, wenn es stetig regnet, wenn wir in die alte Heimat kommen.

Apropos Mutter: Wir sind mit ihrem Wagen nach Bottrop gefahren und der hat zwar nur 7 PS mehr als mein kleiner Freund, aber dafür geht er ganz schön ab. Vor der Abfahrt meinte sie, wir müssen noch dringend Tanken, denn wir würden niemals mit dem verbleibenden Tankinhalt bis nach Bottrop kommen. Ich beruhigte sie und meinte, damit würde ich noch bis nach Waldbreitbach fahren und wir würden erst auf dem Rückweg nachtanken. Aber dann sind wir auch ohne an der Tankstelle anzuhalten aus Bottrop gekommen und als wird dann auf der A42 im Stau standen, wurde sie hektisch. Nun müssten wir schieben, ich hätte doch vorher auf sie hören sollen. Wegen mir würden wir jetzt nass werden usw. Aber als wir aus dem Stau raus waren, konnte ich ihr zeigen, dass sich die Tanknadel kaum bewegt hatte und wir locker und lässig nach Bochum zurückkehrten. Beim Tanken habe ich festgestellt, dass wir noch über zehn Liter drin hatten… Ja, meine Mutter ist eine übervorsichtige, dabei fährt sie mit ihrer kleinen Reisschüssel gerade einmal 500 km im Jahr. Ich komme bei der Versicherung immer in Erklärungsnotstand, wenn ich ihre Daten melden muss. Die glauben mir bald nicht mehr, dass meine Mutter nicht nur ein Wenigfahrer, sondern eher ein Kaum-Auto-Beweger ist. Bei ihr steht sich der Wagen tot und ich habe schon überlegt, den Kleinen mal ein paar Wochen für den täglichen Weg zur Arbeit zu benutzen.

Die letzten Tagen waren recht angenehm warm gewesen, doch wenn man den Prognosen der Wetterfrösche glauben schenken mag, dann hat Frau Holle doch eine Meise. Will die doch wieder ihre Betten ausschütteln. Hat die nichts anderes zu tun? Ich kann die weiße Scheiße nicht mehr sehen. Anders vielleicht diejenigen, die in den Bergen leben und sich in ihrer freien Zeit nur auf den Pisten herumtreiben. Aber hier im Pott brauche ich keinen Schnee. Die meisten Autofahrer wissen doch gar nicht, wie sie damit umgehen sollen. Wer Winter in den Bergen mitgemacht hat, der sieht das hier recht locker an. Im Westerwald habe ich gelernt, wie man bei Schnee, Eis und Glätte sicher zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause kommt. Aber was nutzt es, wenn ich es kann, wenn die anderen Idioten es einfach nicht auf die Reihe bekommen…

Die Stadt Bochum hat wieder ihre Geier ausgesandt, um bei uns zu kontrollieren. Jetzt auch schon am Samstag, aber ich bin vorher weg, ansonsten hätte ich bereits mein viertes Ticket innerhalb der letzten drei Wochen bekommen. Allmählich wird mir das zu teuer, aber vorerst kann ich da keine Abhilfe schaffen, es sei denn mein Prozess gegen meinem ehemaligen Vermieter kommt nun am Freitag endlich zum Ende und es fließt wieder Bares. Dann kann ich mir das noch einmal alles überlegen. Übrigens: Ich bin diesmal auf Anweisung des Richters nicht mehr geladen, denn es geht nur noch um einen Einspruch, denn oder Vergleich und das können die beiden Anwälte selber aushandeln. Da brauch ich nicht dabei sein und ich gehe ja eh davon aus, dass der Termin nicht stattfindet, denn die Gegenseite wird wieder Mittel und Wege finden, um sich zu drücken. Aber irgendwann ist auch einmal Schluss…

Als Königsblauer kann man wirklich stolz sein, wie sich die Jungs am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen haben. Nach den Pleiten gegen Fürth und Bayern habe ich echt nicht mehr daran gedacht, dass es was mit der Truppe wird. Aber plötzlich können sie sogar wieder gut spielen, denn sie haben wahrscheinlich die Philosophie des Trainers verinnerlicht, der mit der Jugend von Schalke doch auch Erfolge feierte. Aber der wichtigste Erfolg war der gestrige Derbysieg. Nun können wir die Kollegen von der schwarz-gelben Fraktion wieder so richtig aufziehen. Endlich!

In diesem Sinne eine gute Woche …