Ich fühle mich wie vor den Kopf gestoßen, weil ich in den letzten Tagen von Hiobsbotschaften nur so bombardiert worden bin.

Bei einer ehemaligen Arbeitskollegin wurde Brustkrebs diagnostiziert. Sie muss in den nächsten Tagen unters Messer, zwei OP stehen an. Ich drücke Ihr die Daumen und hoffe natürlich, dass Sie dem Arzt keine Schwierigkeiten macht und eines Tages als Nachtgespenst wiederkommt. Wir und vor allem ihr Kind brauchen sie noch.

Ein weiterer guter Freund erzählte mir, dass er wegen Depressionen bereits vier Wochen krankgeschrieben ist. Druck in der Firma, Mobbing vom allerfeinsten, Chefs denen man es nicht mehr Recht machen kann. Er will sich überlegen, wie es nun weitergeht. In diesem Fall wünsche ich ihm nur das Allerbeste und möge er eine vernünftige Entscheidung treffen.

Über diesen Punkt, eine Entscheidung zu treffen, ist ein weiterer Kollege lange hinaus. Er hat die Konsequenzen aus jahrelangen Mobbing gezogen und sich umorientiert. Am Ende kloppt er ein viertel Jahrhundert Firmenzugehörigkeit in die Tonne, nur um sich und seine Gesundheit zu schützen. Wo soll das noch hinführen?

Der Junior von meinem österreichischen Kumpel musste auch am Donnerstag in die Klinik. Ist im Unterricht zusammengebrochen. Hat einfach seit dem Mittagessen des Vortages nicht mehr gegessen, weil er meinte, es würde eine Mahlzeit am Tag reichen. Er ist dreizehn, ist extrem gewachsen und macht Triathlon. Ein unsinniger Entschluss mit dem Essen aufzuhören, wenn man schon 1,60 m groß ist und keine 35 Kilo auf die Waage bringt, nur weil er denkt, er wäre zu dick. Aber die Pubertät verändert die Kids und mein Kumpel meint stetig, man hat sein Kind vertauscht. Die Hülle ist noch er, aber der Kern ist ein völlig anderer geworden. Und dabei geht es gerade erst einmal los…

Ein ehemaliger Schulkollege und Chatkumpel teilt das gleiche Schicksal wie ich – Jumperknie. Berufsbedingt, nur er ist bereits über die Phase der Akkupunktur hinaus und hat nun die Mitteilung bekommen, OP mit anschließender Reha. Dabei war er doch gerade erst im Krankenhaus gewesen, genau wegen der gleichen Geschichte. So langsam wird er wahnsinnig, möchte gerne wieder arbeiten…

Ich darf arbeiten! Ab Montag bin ich wieder an Bord, allerdings in drei Wochen muss ich erneut bei meinem Doktor vorsprechen. Bin ich bis dahin schmerzfrei geblieben, sind wir auf dem richtigen Weg. Nur leider sind seit Samstag die Schmerzen wieder da. Ich habe das Gefühl, die ganze Scheiße beginnt von vorne. Dabei bin ich jetzt jeden Tag in die Stadt gefahren, habe brav im Warteraum meine Zeit abgesessen, Anwendung bekommen, nach Hause gefahren und am nächsten Tag das gleiche Spielchen wieder von vorne. Dazwischen allen Anweisungen Folge geleistet und das Bein nicht unnötig belastet. Kein Training für den Marathon und auch mit dem Aufbautraining für die Muskeln habe ich noch nicht begonnen. Erst schmerzfrei sein, dann kann es wieder losgehen. Dann MUSS es wieder losgehen, soll es richtig heißen…

Beim täglichen Busfahren trifft man dann auch stetig die gleichen Gesichter, nach zwei Tagen weiß man ungefähr, wo die meisten aussteigen. Mein Stiefbruder fährt auch bei der BoGeStra und ich habe eigentlich damit gerechnet, ihn auch einmal am Steuer zu haben. Da wir aber beide nicht das beste Verhältnis hatten, stellte sich bei mir die Frage, wie ich mich dann verhalte. Ergebnis: So natürlich wie immer. Aber egal, die Grübelei war umsonst, wir sind uns nicht über den Weg gelaufen. Das wäre der Zufälle dann doch ein wenig zuviel gewesen.

Aber ich bin ehrlich froh, erst einmal wieder Arbeit gehen zu können, denn diese Krankenphase mit den ständigen Arztterminen, den Gesprächen im Wartezimmer unter den Patienten und den Einzelschicksalen setzen einen doch schon gewaltig zu. Da nützt die beste Krankheit nischt, denn erholen kann man sich besten nur im Urlaub. Drei Wochen weg – nix anderes sehen und hören. Die Probleme verfolgen dich auch im Krankenstand auf Schritt und Tritt.

Aber es hatte auch was Gutes – ich habe jede Menge Informationen – Input – gesammelt, die ich nach und nach in meine privaten Projekte einfließen lassen kann. Da kommt dann der Schriftsteller oder der Märchenonkel in mir wieder durch. Aus jeder noch so kleinsten alltäglichen Situation kann man sich den Stoff für eine gute Story holen. Manchmal braucht man sich wirklich nur in den Bus, ins Wartezimmer oder an die Haltestelle zu setzen, die Ohren aufspannen und zuhören. Das Leben schreibt die schönsten, die traurigsten und lustigsten Geschichten.

In diesem Sinne eine schön frühlingshafte Woche.