Brot gehabt – Kuchen gewollt – Krümel bekommen!
So und nicht anders kann ich meine jetzige Situation beschreiben. Der Wechsel von meinem ehemaligen Arbeitgeber in Herne zu einem großen Entsorger nach Dortmund war vielleicht beim ersten Blick eine vernünftige und nachvollziehbare Entscheidung, aber letztendlich kam ich vom Regen in die Traufe. Kundenzufriedenheit und Zuverlässigkeit waren Dinge, die kannte man in Dortmund und wusste auch, wie sie geschrieben werden, aber umsetzen konnte man sie nicht. Viele Dinge scheiterten einfach daran, weil das nötige Equipment fehlte und viel wichtiger, die Personen, die dieses bedienen konnten. Reklamationen den ganzen Tag über – Termine die nicht eingehalten wurden, weil es einfach nicht ging. Flickschusterei vom ersten Moment an. Gleich von Anfang an riet mir ein Kollege, sei nicht so freundlich am Telefon zu den Kunden, die sind das nicht gewöhnt. Ein weiterer Rat, lass das Telefon einfach klingeln, wenn du andere Dinge machen musst, die Leute rufen bestimmt noch einmal an. Auf Höflichkeit verzichten? Termin nicht einhalten? Nicht ans Telefon gehen? Die drei Punkte waren in Wanne ein No-Go, hier allerdings gehörten sie zum täglich Überlebenskampf. Denn neben Dispo hattest du noch die Waage und warst für den Ausgang der verkaufen Ware und die Verwiegung deiner eigenen Fahrzeuge verantwortlich. Und wenn mal wieder Personalknappheit herrschte – was sehr oft vorkam – wurde kurzerhand die Waage zwei dicht gemacht und alles lief vorne bei uns zusammen. Nun ja, wenn man auf dem Papier mit vier Personen in der Dispo arbeitet, dann ist das alles kein Problem. Nur einen meiner Kollegen habe ich nie kennengelernt, er fehlte krankheitsbedingt vom ersten Tag des neuen Jahres an, der Speditionsleiter war deswegen gezwungen die Frühschicht zu übernehmen, so dass wir ab Nachmittags bis zum Feierabend regelmäßig nur noch zu zweit die Stellung hielten. Alles kein Problem, wenn sich nicht der zweite Mann auch plötzlich ohne Abmeldung aus dem Staub gemacht hätte, um eine zu Rauchen, auf den Pott zu gehen und ein Kaffee zu schlürfen. Okay, kann ich auch noch mit Leben. Nur mit seinem permanenten, starken Schweißgeruch kam ich nicht zurecht. War echt schlimm, nur er konnte wirklich absolut nix dafür. War übrigens ein echt toller Kollege, hatte zwar morgens Probleme mit der Pünktlichkeit, fuhr dir öfters mal über den Mund oder telefonierte während der Arbeitszeit mit seiner Freundin, während ringsherum das Chaos herrschte. Aber ansonsten konnte er sehr gut erklären, hatte wirklich einiges auf dem Kasten, nur mit den Ortskenntnissen haperte es einwenig. Aber dieses über den Mund fahren, war nicht so mein Ding. Gesagt habe ich nix. Vielleicht hätte ich das mal lieber tun sollen, dann wären die Fronten schnell geklärt gewesen. Wollte halt keinen Stunk…
Ich habe ja auch die Kröte geschluckt, dass jeden Tag eine halbe Stunde für die Pause, die ich nicht gemacht habe, abgezogen wurde. Allerdings ein Punkt schmeckte mir gar nicht – die Raucherpausen so mancher Kollegen.
So einmal in der Stunde sich für zehn Minuten verkrümeln ist auch nicht fair den Nichtrauchern gegenüber. Da staute sich schnell was in mir auf und irgendwann wäre es auch dort zum großen Knall gekommen. Aber was soll ich sagen, bereits nach drei Tagen hatte ich den Laden durchschaut und mir mein eigenes Bild gemacht und das war keineswegs positiv. Von vornherein darüber bewusst, der Wechsel war eine absolute Fehlentscheidung gewesen, versuchte ich nun das Beste daraus zu machen. Auch die Einstellung so mancher Kollegen gefiel mir nicht. Aber auch darüber konnte man noch hinwegsehen.
Stetiger Gast in unserer Hütte war entweder die Hafenaufsicht oder ein Mitarbeiter vom Regierungspräsidium (RP). Der Grund immer dasselbe – der Wind wehte unser Papier vom Hof auf die Straße und in die Nachbarschaft. Dafür war extra ein Mann abgestellt worden, der dafür Sorgen sollte, dass diese Verschmutzung zeitnah wieder verschwand. Aber wenn Not am Mann ist – dann wird auch dieser Kollege zweckentfremdet. Der RP fand das letztendlich gar nicht mehr lustig und kündigte Maßnahmen an. Wenn so ein RP Maßnahmen ankündigt, dann geht das meistens an die Barschaft des Verursachers. Aber mein Vorgesetzter meinte nur, dass dies nicht unsere Aufgabe sei und sich andere Leute drum kümmern müssten.
Es war so einwenig wie ein Kampf gegen die Windmühlen. Die Speditionsleitung versuchte, die Vorgesetzten blockten. Dann ging auch noch der Greifer vom Bagger kaputt und Fahrzeuge konnten nicht beladen werden. Aber die Ware musste vom Hof, also wurde herumgebaut und notdürftig geflickt und schon war das Gerät wieder einsatzbereit. Nur, es wollte keiner damit fahren.
Der Betriebsleitung wurde die Sache zu bunt und der Druck auf den Platzmeister wurde größer. Es musste mit dem defekten Ladegerät gearbeitet werden, egal wer es machte. Auch hier fand sich wie immer ein Dummer …
In einem so großen Betrieb gibt es auch eine oberste Heeresleitung und die saß in Mönchengladbach. Wenn der beste Freund unser grauen Eminenz mal wieder Container benötigte, mussten alle anderen Kunden zurückstehen. Aber wenn in der Zentrale mal was gemacht werden musste, wurden die Kunden abgewiesen und an uns verwiesen. War schon echt traurig, wie man mit so manchen Auftraggeber umgesprungen ist. Hätte ich was zu sagen… Aber dafür ist die Firma ja auf dem Markt verschrien. Sollte ich eine Empfehlung geben, ich würde mir eher auf die Zunge beißen, als den Laden weiterzuempfehlen. Weder als Arbeitgeber noch als Auftragnehmer.
Dann kam es so, wie es kommen musste. Ich wurde krank. Bluthochdruck, der Arzt zog mich aus dem Verkehr. Die Konsequenz in der zweiten Woche der Krankschreibung kam die Kündigung. Gerechnet hatte ich insgeheim schon lange damit, meine Unzufriedenheit war für alle spürbar. Vielleicht hatten sie sich alle Kollegen aus der Dispo zusammengesetzt und trotz Vorschusslorbeeren von ehemaligen Kunden, die ich aus Wanne noch kannte, sich gegen mich entschieden. Trotzdem war es schon ein Schlag ins Kontor, denn erst wirbt man mich vollmundig ab und dann hat man nicht mal den Arsch in der Hose und steht einem bei. Schlechter Stil, allerdings auch nicht anders zu erwarten. Dieser Arbeitgeber wechselt die Disponent wie andere Leute ihre Unterhosen. Ich war Nummer 26 in sieben Jahren. Jeder von den Fahrern hat mir bereits in den ersten Tag prognostiziert, dass ich nicht lange dabei bleibe. Woran das wohl liegt?
Meine Theorie: Falsches Spiel, denn bereits 2012 war diese Firma an mir dran, allerdings nicht direkt, sondern über einen Strohmann aus unserem Haus. Es wurde so eine Art Kopfgeld ausgelobt, wenn man Mitarbeiter von der verhassten Konkurrenz aus Wanne nach Dortmund lotsen würde. Nur leider flog die Sache auf und der Kollege, der mich in Dortmund ins Gespräch brachte, sprang über die Klinge. Aber genau dieser Kollege ist ein sehr guter Freund vom Speditionsleiter. Wer eins und eins zusammenzählt… Denn kurz nach meiner Entlassung erkundigte sich dieser ehemalige Mitarbeiter bei mir nach meinen Wohlergehen. Seit der Kündigung und seinem Ausscheiden nix mehr gehört und auf einmal diese Nachricht. War schon alles recht merkwürdig, ich würde mal sagen, an meinen Verdacht ist sehr viel dran. Mich hätte die Sache von vornherein stutzig machen sollen, denn ich hatte mich bereits 2009 dort beworben und war als zu alt befunden worden. Nun, der Verstand hat also ausgesetzt, denn in der Zeit als das Angebot kam, ging es mir in Wanne überhaupt nicht gut, denn ich war der Sündenbock für viele Dinge. Letztendlich hätte ich vielleicht doch lieber meinem Bauchgefühl folgen sollen und hätte in Österreich unterschrieben und nicht in Dortmund. Allerdings hatten die ein ganz schönes Tempo vorgelegt. Innerhalb von sieben Tagen vom Herantreten bis zum Vertragsabschluss gab es nicht viel zu überlegen. Aber ich habe auch auf meine Mutter gehört, die ich nach all den Jahren im Westerwald natürlich nicht wieder allein zurücklassen wollte. Sie braucht mich, aber andersrum brauche ich sie viel mehr. Aber das ist nun auch Schnee von vorgestern. Vielleicht sah auch der Speditionsleiter in mir eine Gefahr, denn bösen Gerüchten zufolge, stand der ebenfalls auf der Abschussliste. Nun, ein Monat nach meinem Ausscheiden ziehen wir einen Schlussstrich und widmen uns anderen Dingen. Geld hinterherlaufen als Beispiel. Ich bekomme nämlich noch für eine Woche von der Krankenkasse Geld bezahlt, denn in den ersten 28 Tagen zahlt der neue Arbeitgeber kein Krankengeld sondern die Krankenkasse. Hätten Sie es gewusst? Ich nicht! Also Formulare ausfüllen, was ich nun sowieso seit meiner Kündigung ausreichend getan habe. Antrag auf Arbeitslosengeld, Arbeitslos melden, Vermittlungsbogen ausfüllen, um hinterher von der Sachbearbeiterin hören zu dürfen, sie haben doch schon alles hinterlegt, da brauchen wir nur noch Kleinigkeiten zu ergänzen. Das freut einen natürlich. Aber ehrlich gesagt, ich will was von denen und da lege ich mich besonders ins Zeug.
Bewerbung schreiben gehört nun auch zu meinen „Beschäftigungen“. Als Arbeitsuchender muss man einen Nachweis erbringen, dass man sich min. zwei bis dreimal pro Woche irgendwo beworben hat. Kein Problem, mache ich. Das Ärgerliche ist nur, dass man keine Rückmeldung bekommt. Manche Stellen auf die ich mich beworben habe, stehen schon wieder in den Stellenanzeigenmarkt der Zeitung, tauchen erneut auf den Homepages der Unternehmen auf oder laufen sich in der Jobbörse des Arbeitsamtes tot. Da kann doch was nicht stimmen. Genauso mit den ganzen Zeitarbeitsfirmen. Hinter jedem zweiten Stellenangebot in der Jobbörse der Agentur für Arbeit steckt eine von diesen Arbeitsvermittlern bzw. Zeitarbeitsfirma, aber richtige Stellenangebote, die findest du nur recht selten. Und wenn doch, dann ist es entweder in Süddeutschland oder so weit vom Schuss, dass man täglich drei bis vier Stunden im Auto sitzt, um seinen Arbeitsplatz zu erreichen und wieder nach Hause zu kommen.
Nun ja, die erste Frage im Arbeitsamt war: Warum gehen sie nicht zu ihrem alten Arbeitgeber zurück?
Tja, warum nicht. Ganz einfach – beim Abschied hieß es, wer einmal geht, für den gibt es kein Comeback. Also ist die Tür dahin verschlossen. Zweiter Vorschlag, gehen sie zur Schule und machen ihren Speditionskaufmann. Mit 22 Jahren Berufserfahrung sollten sie anerkannt werden und für die Prüfung machen wir sie fit. Problem – die nächste Runde findet erst nach den Sommerferien statt. Also was bis dahin?
Bis dahin sind sie längst wieder vermittelt. In meiner Branche bleibt man nicht lange ohne Anstellung. Okay, hört sich gut an und auch mein Horoskop sagt ja, dass es ab Juni steil bergauf geht. Aber wenn man im Keller sitzt, dann kann es nur bergauf gehen, denn tiefer geht es nimmer. Oder etwa doch? Bauen wir eine neue U-Bahn?
Eines habe ich gelernt – geht es dir gut, hast du Freunde ohne Ende, aber wenn du mal am Boden bist, siehst du erst, wer deine wahren Freunde sind. Ich habe es gesehen und daraus gelernt und auch meine Rückschlüsse gezogen.
Doch wer hinfällt, der muss auch wieder aufstehen und das tue ich. Inzwischen geistern schon neue Ideen durch meinen Kopf, z.B. die Wohnung aufzulösen, meine Möbel zu verkaufen, die persönlichen Sachen einzulagern und es doch noch einmal allein in Österreich zu versuchen. Läuft alles, hole ich meine Mutter nach. Die gleiche Variante gilt natürlich auch für Deutschland. Warum nicht in den Osten gehen? Wenn das Umfeld und alles weitere passt, gehe ich gerne. Auch andere Leute ziehen ihrer Arbeit hinterher, warum ich nicht. Es muss sich halt alles nur rechnen. Draufgelegt habe ich damals nach der Insolvenz der TVE und den Umzug in den Westerwald genug. Dies soll nicht wieder passieren. Aber ehrlich gesagt, noch so eine Pleite kann ich mir auch gar nicht mehr finanziell leisten.
Ich hatte ja eigentlich immer davon geträumt mal eine Auszeit zu nehmen. Doch ich wollte den Zeitpunkt bestimmen und nicht andere entscheiden lassen. Nun, es ist schön mal auszuschlafen und in den Tag hinein zu leben. Aber irgendwann wird es langweilig. Man kann sich zwar den ganzen Tag vor der Glotze vertreiben und das mache ich dann auch, wenn ich meine Mutter besuche. Da schaue ich natürlich gerne Rote Rosen, Sturm der Liebe, Soko Wien, Alles was zählt und GZSZ mit. Zuhause mache ich das nicht. Da suche ich gezielt nach Stellen, schreibe Bewerbungen, räume meine Wohnung auf oder daddel. Nur eines mache ich nicht – meinen Roman weiterschreiben. Dafür habe ich einfach keinen Kopf. Dafür habe ich wieder angefangen zu lesen. Erst das Buch von Sascha Buzmann „Schockgefroren“, was ich jeden ans Herz legen möchte. Nun habe ich Charles Dickens am Wickel. Alles mit meinem Tolino, der neuerdings mein treuer Begleiter geworden ist. Er ist nicht so schwer wie ein Buch und ein guter Zeitvertreib, wenn man warten muss. Und als Arbeitsloser hat man Zeit und muss viel warten. Beim Arbeitsvermittler im Arbeitsamt genauso wie bei den Anträgen, an der Bushaltestelle, denn ich fahre stets mit dem Bus zum Amt, denn es ist günstiger als mit dem PKW. Parken kann man da eh nur sehr schlecht und die Bushaltestelle ist ja auch nicht weit von mir entfernt. Vom Bahnhof laufe ich dann eine viertel Stunde bis zum Arbeitsamt und nach dem Termin den Weg wieder zurück. Ja, Zeit ist das, was ich genug habe.
Gerade jetzt, wo ich doch eigentlich bis zum Erbrechen schreiben könnte, fällt mir nichts ein. Ständig bin ich online, ständig hänge ich in irgendwelchen Jobbörsen, um mir ja nichts entgehen zu lassen. Irgendwo will ich diesen jetzigen Zustand schnellstmöglich beenden. Aber dann sage ich mir wieder, nichts überstürzen, noch so eine Pleite will ich nicht erleben.
Meine Mutter freut sich über meine freie Zeit. Ich habe ihren Wagen über den TÜV gebracht, bin nach Bottrop gefahren, um in ihren Namen Dinge zu regeln, gehe Einkaufen und wechsel in den nächsten Tagen die Winterreifen. Wir haben den Balkon neu bepflanzt, waren bei Florian Silbereisen zum Fest der Feste in Oberhausen und noch einiges mehr. So eine Auszeit kann auch sinnvoll sein. Schön wäre es, wenn mir auch noch was einfallen würde. Stundenlang schreiben können, Ideen sind dafür genug im Kopf, aber dann sitze ich am Rechner und wieder geistert irgendein Stellenangebot, eine Anzeige oder ein Gespräch im Kopf herum und jeder brauchbare Gedanke ist wieder zerstört. Das ist schrecklich…
Nun waren wir am Karnevalssamstag in Bottrop. Erst wollten wir auf den Wochenmarkt, dann im Kaufland shoppen und zum Schluss über die Kirmes bummeln. So war der Plan. Zum Parken fahren wir grundsätzlich in das Parkhaus unterm Kaufland. Auch dieses Mal und es war eine Premiere für mich, dass just an diesem Tag alle Parkplätze besetzt waren. Also eine Alternative suchen. Damit fiel schon einmal der Einkauf aus, denn wenn ich woanders den Wagen abstelle, gehe ich auch nicht mehr im Kaufland einkaufen. Das kann ich dann auch bequem hier in Bochum beim Deschauer erledigen.
Also fuhr ich zum Rathaus, fand am Saalbau nach langem Suchen eine Plätzchen und von da aus liefen wir dann zum Wochenmarkt. Nachdem wir dort alle Einkäufe erledigt hatten, kam ich auf die Idee die Sachen zum Auto zu bringen, denn ich hatte wirklich keinen Bock die vollen Einkaufstaschen auch noch über die Kirmes zu schleppen. Meine Mutter brachte in der Zeit den Lottoschein weg, in der Hoffnung nun endlich einmal Glück zu haben. Danach sind wir über die teilweise noch geschlossene Kirmes gezogen. Ein paar Kinderkarussells und Freßbuden waren schon geöffnet, es reichte für eine Bratwurst und als wir wieder am Berliner Platz standen fiel mir auf, dass das Parkhaus wieder frei war. Also entschieden ich mich, den Wagen umzusetzen und danach noch im Kaufland einzukaufen. Gesagt – getan. Der Einkaufszettel lang, standen wir plötzlich in der Fleischabteilung vor leeren Regalen. Ein Zettel mit der Entschuldigung angebracht, dass die Ware später käme, weil ein LKW ausgefallen ist. Meine Mutter fühlte sich in diesen Moment in eine Zeitmaschine gesteckt und in die Zeit vor der Maueröffnung zurückversetzt. Leere Regale kannten wir nur aus der DDR. Allerdings konnte sie nun auch ihre Pläne von einem Rinderbraten vergessen. Jetzt noch zum Deschauer fahren, darauf hatte sie wahrlich keine Lust mehr. Also warteten wir, denn in der Zwischenzeit hatte sich was getan. Allmählich wurden die Regale wieder aufgefüllt, nur auf Rinderbraten warteten wir vergebens. Der war nicht dabei… Also gab es am Sonntag Schwein. Aber das nur so am Rande. Wir haben also festgestellt, dass wir auch nicht mehr zum Shoppen nach Bottrop fahren brauchen. Vielleicht noch mal zum Schmücker Hof in Kirchhellen, denn der Apfelsaft von dort schmeckt sehr gut. Aber ansonsten kann ich auch alles hier in Bochum holen. War halt immer so praktisch: Wochenmarkt, Parken und Einkaufen.
Anfang Februar waren wir in Düsseldorf in der Komödie. „Golden Girls“ mit Anita Kupsch wurde gegeben. Meine Mutter hatte im Dezember ein Interview gesehen und wollte gerne das Stück sehen. Da ich ihr so gut wie nix abschlagen kann, habe ich Karten gebucht, mir ein Parkhaus in der Nähe gesucht und bin über meinen Schatten gesprungen. Ich fahre doch so ungern mit dem Auto in Großstädte. Berlin und Hamburg waren mir schon ein Graus, Düsseldorf mit seinen ganzen Baustellen erst recht. Zwischendurch verließ mich mein Navi, aber ein guter Logistiker findet auch ohne Navi sein Ziel. Ich kann doch Schilder lesen. Eine Stunde vor Spielbeginn waren wir am Theater. Viel zu früh, aber ich bin lieber eher da und warte, als irgendwo zu spät zu erscheinen. Ist so eine Gewohnheit von mir.
Das Theater recht klein und gemütlich, das Stück war gut und wir haben viel gelacht. Vor allem als Anita Kupsch einen Texthänger hatte und geschickt darüber hinweglachte. Dieses Lachen steckte alle an und schon war alles vergessen.
Es war ein schöner Abend und meine Mutter meinte, wenn sie in Düsseldorf wohnen würde, dann könnte sie sich vorstellen, so etwas öfters zu machen. So wurde ich wieder auf den Plan gerufen und meinte, in Wien gäbe es ja auch jede Menge Möglichkeiten.
Damit sind wir eigentlich wieder beim Thema. Ich würde gerne nach Wien gehen, die Stadt, der Wiener Schmäh, die morbide Art würde prima zu mir passen. Genauso wie ich das Ruhrgebiet liebe und es mich hierhin zurückgezogen hat, mag ich die Hauptstadt der Alpenrepublik. Mal schauen, ob sich da noch einmal was für mich ergeben wird. Ich lasse es auf mich zukommen. Egal was passiert!
Nun, in Sachen Schilddrüsenunterfunktion gab es für mich auch Neuigkeiten: Die Dosis der Tablette ist zu schwach und wird nun erhöht. Ich habe es gleich gespürt. Tja und dann gehöre ich zu 80 %-tern. So nennt man die Gruppe von Leuten, die nur noch 80 % ihres Tagesbedarfs zu sich nehmen und damit ihr Gewicht reduzieren. Vorab wird dein Tagesbedarf anhand deines aktuellen Gewichtes errechnet und davon darfst du max. 80 Prozent an Kalorien zu dir nehmen. Damit verliert man langsam, aber stetig an Gewicht. Der Erfolg stellt sich auch rasch ein. Nach euphorischen 7 kg zu Beginn, geht es nun in kleinen, sehr kleinen Schritten weiter. Ziel: Mein Winterjacken sollen zur nächsten Saison wieder passen. Wenn das klappt, freue ich mich schon darauf, jeden Tag wieder eine andere Jacke anziehen zu können. Aber bis dahin ist es noch ein sehr langer und steiniger Weg. Und der Tagesbedarf wird mit jeder Gewichtsabnahme neu berechnet.
Übrigens: Ich lass mich von niemanden unter Druck setzen und mir Bedingungen auf diktieren. Ich bestimme wann und wie viel ich abnehmen werde.
In diesem Sinne ein gute Zeit und bleiben oder werden Sie gesund.