Fast 15 Jahre lang war Oberhausen eine beliebte Musical-Stadt bei uns im Pott, doch damit ist jetzt Schluss: Stage Entertainment zieht sich 2020 aus dem Metronom Theater zurück.

Das war irgendwie vorauszusehen. Bei der Auswahl der Stücke hatte man für Oberhausen kein rechtes Händchen. Die Verantwortlichen von Stage haben nicht begriffen, was die Leute im Ruhrgebiet sehen wollen. Hier wo Fußball ein wichtiger Faktor ist, hat man es nicht gewagt das Wunder von Bern aufzuführen. Die große Zeit der Musical ist vorbei, warum dann nicht auf das Altbewährte setzen, statt neue Produktion ins Rennen zu schicken, die dann nach einem halben Jahr vom Spielplan verschwinden, weil kein Mensch sie kennt? Duisburg, Essen, Niedernhausen und nun auch noch Oberhausen, die Liste der leerstehenden Musicaltheater wird länger. Dabei gibt es Stücke, die für volle Häuser garantieren. Wieso bekommen dauernd Stuttgart und Hamburg die populären Inszenierungen? Wer diese Fragen beantworten kann, der weiß auch,warum Stage im Ruhrgebiet gescheitert ist. Schade um das Theater und traurig für das Personal. Ich war gerne in Oberhausen und es wird mir ein Stück weit fehlen.

Es gab mal eine Zeit, da sprach man vom Broadway im Ruhrgebiet. In Essen gab erst Joseph seine Vorstellung, ehe Aida und später dann Elisabeth die alte Maschinenhalle, das Colloseum, zum Leben erweckte. Nach dem Weggang von Elisabeth begannen die nachfolgenden Stücke zu floppen, das Theater wurde von Stage Entertainment geschlossen.

In Duisburg wurde das Theater am Marientor neugebaut. Es hieß, wenn man in Deutschland ein Musical aufführen wollte, dann muss man erst ein Theater errichten. Das stimmte in etwa, denn mit dem Musical-Boom entstanden viele neue Spielstätten, die heute den Kommunen wie ein Klotz am Bein hängen, weil sie nicht mehr bespielt werden oder nur noch für Gastspiele genutzt werden. Am Marientor gab Les Miserables sich die Ehre, erst als der Cast zum zweitenmal komplett gewechselt wurde und bekannte Stimme ins Ruhrgebiet kamen, konnte man die Zuschauerzahlen steigern, allerdings kam die Rettung zu spät. Marientor stand schneller auf der Abschussliste, als man schauen und es sich vorstellen konnten.

Heute ist das Theater am Marientor ein Allzwecktheater. Hier gibt es Gastspiele und auch das Musical von Wolfgang Petry fand hier kurzfristig ein neues Zuhause.

Das Colloseum wird zu einen Tagungsgebäude, das Metronom in Oberhausen wahrscheinlich abgerisssen.

Stage konzentriert sich nur noch auf die Metropolen Hamburg, Stuttgart, Berlin. Der Rest Deutschlands wurde abgekoppelt. Starlight Express verkauft, Düsseldorf präsentiert nach Corona Ich war noch niemals in New York und in Köln wünscht man sich ein Comeback von Bodyguard.

Dabei stellte man sich das bei Stage 1988 ganz anders vor, als in Hamburg mit dem Phantom der Oper und Cats im Operettenhaus auf der Reeperbahn der Siegeszug des Musicals begann. In Bochum entstand ein modernes Theater für den Starlight Express, der noch heute unter neuer Flagge und mit einem verkleinerten Orchester läuft und läuft, auch wenn man eine neue Preiskategorie – Premium, früher noch Kategrorie 1 – eingeführt hat. Letztendlich stiegen die Kosten für die Besucher, um noch mehr Gewinne zu erzielen. Mit vielen bekannten und auch unbekannten Stücken bekam Stage immer mehr Schieflage, weil viele Stücke floppten. Andere Musicalbetreiber meinten auf den Erfolgszug aufspringen zu müssen, was am Ende Stage bitter bereute und in die Insolvenz gehen musste. Arg verkleinert startete de Mol mit einem neuen Stage durch. Theater wurden geschlossen, erfolgreichen Stücke gingen auf Tournee und die Spielzeiten der anderen Erfolgsproduktionen in den Städten wurden verkürzt. Unter dem neuen Konzept, dass Theater kommt zum Kunden, versuchte man auch die Besucher anzusprechen, die nicht bereit waren, quer durch Deutschland zu reisen, nur um ein Theater zu besuchen.

Wenn man die Theaterkarte in den späten 1990er Jahren betrachtete, stellt man fest, dass jede Stadt, die was auf sich halten wollte, ein Theater baute und es Stage oder anderen Produzenten zur Verfügung stellte.

Alsdorf präsentierte Gaudi; Mönchengladbach Gambler, das blaue Musicalzelt, was mal als Übergangslösung gedacht war, integrierte sich nahtlos in das Stadtbild von Köln und ist von dort auch nicht mehr wegzudenken: Hier spielte man das Queen-Musical, die Ritter der Kokusnuss, Bodyguard, Tanz der Vampiere.

In Wiesbaden Niedernhausen floppte Sunset Boulevard mit Uwe Kröger in der Hauptrolle und wurde zum Millionengrab. Essen feierte mit Elisabeth großen Erfolg, Joseph, Aida und Ich will Spaß waren davor und auch danach nicht mehr so stark besucht wie es Elisabeth war, dass mit knapp 92 Prozent Auslastung fast die Besucherzahlen und Auslastung erreichte, wie im Geburtsort des Musicals in Wien.

Oberhausen bekam nach der Centro Eröffnung sein Musical Vom Geist der Weihnacht, Falco meets Amadeus und Tabaluga. Nach dem Stage das Theater mit der Mittelbühne zu einem herkömmlichen Theater umbaute, liefen Die Schöne und das Biest, Ich war noch niemals in New York, Tanz der Vampiere, Tarzan und Phantom der Oper mehr oder weniger erfolgreich. Stuttgart mit seinen zwei Theatern feierte mit Miss Saigon, Cats, Tanz der Vampiere, Mary Poppins, Tarzan, Phantom der Oper große Erfolge. In Hamburg floppte Titanic, Love never dies, wärend Rocky, Der König der Löwen, das Wunder von Bern, Aladin, Tarzan, Phantom der Oper und Cats für volle Häuser garantierten.

Berlin freute sich über ein neues Theater am Potzdamer Platz. Erst mit dem Glöckner von Notre Dome, anschließend mit der Blue Man Group. Im Theater des Westen feierte Les Miserables nach seinem Flop in Duisburg große Erfolge, genauso wie die drei Musketiere oder die Neuaufführung vom Glöckner von Notre Dome, außerdem Die schöne und das Biest.

Die erfolgreichsten Musical sind und bleiben in Deutschland noch immer Cats, Starlight Express, der König der Löwen und natürlich Elisabeth. Übrigens, ganz Abseits vom kommerziellen Musical gibt es in Berlin ebenfalls einen Dauerbrenner: Linie 1 vom Grips Theater. Von meiner Seite her ein Geheimfavorit.

Immer neue Preisklassen, immer weniger Musiker im Orchestergraben und unterbezahlte Schauspieler lassen einen den Spaß vergraulen. Das muss nicht sein, denn ohne Musical verlieren wir ein wichtiges Stück unserer Kultur. Alles nur wegen des schnöden Mammons…. Denkt darüber mal nach, wenn ihr wieder ins Theater wollt und ihr an der Kasse gnadenlos abgezockt werdet. Bei 250 € pro Karte an einem Samstag passt das Preisleistungsverhältnis nicht mehr.

Viel Spaß beim nächsten Musicalbesuch…