Die Luft ist winterlich und
frisch,

ein Adventskranz fehlt schon seit
Jahren auf deinem Tisch,

deine Fenster dunkel und leer,

die Stimmung gedrückt und schwer,

kein Weihnachtsstern blinkend im
Fenster hängt,

niemand da, der dich zum
Schmücken drängt,

keiner, der dir einen
Adventskalender schenkt,

oder mit Weihnachtsgrüßen an dich
denkt.

Die Zeit dir durch die Finger
rinnt,

bist nicht mehr jung, hast kein
Kind,

die letzten Verwandten in diesem
Jahr gegangen,

lebst vor dich hin, bist in
deinen Depressionen gefangen.

Seit Tagen ist die bunte
Weihnachtswelt im Fernsehen bei dir zu Gast,

lebst mit den Menschen auf der Mattscheibe,
weil du keine Freunde mehr hast,

die haben sich vor Jahren schon
von dir abgewandt,

weil keiner von denen je deine
Sorgen verstand.

Als es dir gut ging, warst du der
Beste,

gerne kamen sie zu dir, auch zum
Weihnachtsfeste,

aber als das Geld knapp wurde und
die Geschenke kleiner,

blieb der Besuch aus und die Lügen
wurden gemeiner,

irgendwann war nur noch der Tod
dein einziger Begleiter,

nachts im Traum kam er als
schwarzer Reiter,

holte die Menschen, die dir waren
geblieben,

niemand mehr da, den du konntest
lieben.

Das ganze Jahr über ist dir deine
Einsamkeit nicht bewusst,

aber an Weihnachten packt dich
der große Frust.

Siehst die glücklichen Menschen
zum Verwandtenbesuch gehen,

kannst die Erwartung der Kinder
in ihren Augen sehen,

du selber bleibst draußen vor der
Tür zurück,

verlassen hat dich dein ganzes Glück.

Dich packt der Weihnachtsblues an
diesen Tagen,

keiner wird dich vermissen,
keiner nach dir fragen,

wenn du heimlich still und leise
diese Erde wirst verlassen,

zum Heiligen Abend du den
Entschluss wirst fassen,

die anderen Menschen ihr Geschenkpapier
runter reißen,

muss der Einsame seinen Mut
beweisen,

wirst dich mit dem Messer selbst
verletzen

und diesem Elend ein Ende setzen.

Aber irgendetwas hält dich von
deinem Vorhaben ab,

das Geld und die Lebenszeit zwar knapp,

sitzt vor deinem leeren Glas,

denkst, okay, das war‘s,

hörst dann aber irgendwo im Haus jemanden Weihnachtslieder singen,

Kinderstimmen, die lieblich
erklingen.

Das Gedächtnis zeigt dir dabei auf
seine Weise,

wie es bei einem Lied mit dir geht auf Zeitreise,

ohne deinen Sessel zu verlassen,

Erinnerungen, an vergangene
Weihnachten die nicht verblassen.

Wirst mit einem Mal wieder zu
einem Kind,

das so neugierig und aufgeregt
wie alle Kinder sind.

Stehst als kleiner Zwerg,

inmitten deines Geschenkeberg,

siehst die Verwandten um dich herumsitzen,

die Lichter des Baumes in den bunten
Kugeln aufblitzen.

Bilder, die du schon lange hast
vergessen,

deine Familie gemeinsam beim
Gänsebraten essen,

Uroma, die mühsam an der Pelle
herum kaute,

Opa, der den Braten nur mit
Kräuterlikör verdaute,

Oma, die sich sorgte, ob das
Essen für alle reicht,

und die Mama, die dir nicht von
der Seite weicht.

Du würdest lieber mit deinen
Geschenken herumtollen,

doch beim Essen gilt stillsitzen
und zählt kein Wollen,

dann ein Zeitsprung und du sitzt
wieder am Tisch allein,

die Wirklichkeit kann so grausam
sein.

Die Weihnachtslieder sind
verklungen,

Stille im Haus, hier wird nicht
mehr gesungen,

mit einem Blick auf die Uhr
stellst du fest,

vom Tag bleibt nur noch ein
kümmerlicher Rest.

Die Nachbarn mit den Kindern sind
in die Kirche gegangen,

dort hat auch schon bald die
Christmette angefangen.

Du bist allein mit deinem Leid
und deinen Träumen,

kalt ist es geworden in deinen
Räumen.

Dann wirst du müde und schläfst
ein,

der liebe Gott will gnädig mit
dir sein.

Ein warmes helles Licht tröstet
dich und nimmt dir all deine Qual,

ja, das letzte Getränk war eine
gute Wahl.

Alle Ängste, Trauer und Schmerzen
sind verschwunden,

du hast dich mit deinem Ende
abgefunden,

nun trittst du deine letzte Reise
an,

zurück zu dem Ursprung, wo alles
begann.

Hinter dem Regenbogen werden deine
Lieben stehen,

du freust dich schon auf ein Wiedersehen.

Zurückbleibt deine leblose Hülle
und eine Zeile,

hingeschrieben von dir aus
Langeweile,

aber hier stimmt jedes Wort,

Tschüss Leute, ich bin dann mal
fort…