Nun ist 2017 auch bald Geschichte und ich gebe es ehrlich zu, ich bin sehr froh darüber. Es ist ein Jahr gewesen, in dem mir wieder einmal bewiesen worden ist, wie charakterlos manche Menschen sind und lieber an sich, als an andere denken. Ich habe aus diesem Jahr gelernt, dass es nicht immer gut ist, wenn man Mut zur Verantwortung zeigt und ich habe auch feststellen müssen, dass es echte Freundschaft nicht gibt.

Dieses Jahr begann bereits mit einem Paukenschlag. Ich hatte im Januar eine Gerichtsverhandlung in Eggenfelden. Der Grund dafür liegt bald schon zwei Jahre zurück und wurde bereits 2016 erstmals in Eggenfelden verhandelt. Damals saßen mein ehemaliger Chef der Schroeder Group und mein ehemaliger Kraftfahrer auf der Anklagebank. Es ging um einen abgestellten Kippauflieger der mit Schlacke beladen war, die beim Kontakt mit Wasser sofort reagiert und ausgast. Es entsteht Ammoniak, ein ziemlich übel riechender Geruch begleitet die entstehenden Gase. Nicht gerade umweltfreundlich. Was war passiert?
Im Mai 2015 wurden Transporte von Lünen und Bergkamen nach Österreich, genauer gesagt Braunau durchgeführt. In der Regel fanden diese Transporte mit speziellen Bahncontainern statt, die Braunau mit Schlacke beladen, per Satteltransport mit Containerchassis nach München zum Güterbahnhof gebracht, dort auf den Zug nach Bönen gesetzt wurden und in Bönen hat ein Sattel den Container wieder abgeholt, ihn zum Kunden nach Lünen verbracht, dort entladen und entweder wieder neu mit Salz, oder in Dortmund mit Perlite oder Bergkamen mit Schrott beladen. Dieses geschah pro Tag 2 bis 4 mal. Bis dahin gab es keine Probleme, doch dann wurde von Seiten des Kunden kurzfristig eine Ladung Schrott für Braunau nachbestellt und da der Zugweg 2 Tage dauerte und der Kunde das Material aber bereits am nächsten Morgen benötigte, wurde kurzerhand ein LKW zum Laden nach Bergkamen geschickt und der Fahrer machte sich gleich am Nachmittag auf nach Österreich. Kurz vor der Grenze bemerkte er, dass die Zugmaschine an Leistung verlor und aus diesem Grund stellte er den Auflieger an einem vereinbarten Parkplatz vor der Grenze ab, wo er dann von dem zwischen Braunau und München pendelnden Fahrzeug übernommen, zum Kunden nach Braunau gebracht und dort entladen und neu mit Schlacke beladen wurde. Vor jeder Beladung überzeugte sich der Lademeister über den einwandfreien Zustand der Plane. Wäre diese nicht in Ordnung gewesen, hätte er die Beladung verweigert und der Auflieger hätte erst in eine Planenwerkstatt gemusst. Da aber alles okay war, konnte der Kraftfahrer den Auflieger wieder zum Parkplatz bringen, ihm am vereinbarten Ort abstellen, sein Containerchassis übernehmen und seine Tour nach München vorsetzten. Der Kraftfahrer hatte damit seine Pflicht getan und war damit aus dem weiteren Vorgang eigentlich raus. Die defekte Zugmaschine stand in der Zwischenzeit in einer Vertragswerkstatt, wo man den Fehler nicht beheben wollte, da es sich hierbei um eine Reklamation handelte, die nur ausdrücklich von der Heimatwerkstatt in Dortmund behoben werden durfte. Also musste die Zugmaschine zurück nach Dortmund, allerdings konnte sie aufgrund der verminderten Leistung nur solo fahren und keinen Auflieger ziehen. Leider waren keine Ersatzfahrzeuge vor Ort, so dass erst am Freitag eine Nahverkehrsmaschine ohne Schlafkabine mit einer Ladung nach Bayern aufbrechen konnte. Der Fahrer hatte die ganze Woche über auf dem Platz gearbeitet, so dass er noch ausreichend Fahr- und Schichtzeit hatte, um unter normalen Umständen den Auflieger am Samstag Morgen übernehmen zu können. Doch manchmal steckt halt der Teufel im Detail. Die Ladung, die das Fahrzeug mit nach Bayern nehmen sollte, wurde vom Kunden nicht am Freitag – wie geplant, sondern erst am Montag abgenommen. Der Fahrer musste vor Ort bleiben und damit nahm das Schicksal seinen Lauf. Es war ein heißes Wochenende, es brauten sich Unwetter zusammen und bevor der LKW den abgestellten Auflieger übernehmen konnte, ging ein Regenguss mit 30 Liter Regen pro qm nieder, was die Plane beim besten Willen nicht mehr aushalten konnte und riss. Das Material wurde nass, es entstanden Gase und die Polizei, THW und Feuerwehr sperrten den Bereich weitläufig ab. 8 Polizeibeamte wurden verletzt, sieben von Ihnen waren zwei Tage krank geschrieben, einer feierte über einen Monat und hat heute noch mit Spätfolgen von dem Einsatz zu kämpfen. Bei der Gerichtsverhandlung wurden nach meiner Aussage der Fahrer und der Geschäftsführer freigesprochen. Allerdings bekam ich den schwarzen Peter untergeschoben. Das war nicht Teil der Absprache, denn als damals der Vorfall geschah, wurde ich blitzschnell zu einem Abfallbeauftragten und zur verantwortliche Person ernannt, denn der eigentliche Geschäftsführer hatte seinen Rückzug angekündigt und wechselte zur Tochtergesellschaft und der Speditionsleiter wurde bewusst aus der Schusslinie gezogen, obwohl dieser einen gewaltigen Anteil an diesem Unfall hatte. Aber das interessierte heute keinen mehr, denn die Wahrheit ist das, was vor Gericht unter Eid ausgesagt wurde und nicht das, was in einer stillen Kammer Monate vor dem Unfall bereits ausgeheckt wurde. Manchmal muss man Opfer bringen, wenn man die Kosten drücken will und da ist dann dem Speditionsleiter jedes Mittel recht gewesen. Der Unfall war eine Folge von Fehlentscheidungen, Fehlbuchungen und schleppend fließenden Geldern. Aber okay, ich hätte mich nicht darauf einlassen müssen, aber die Gehaltserhöhung und der verantwortungsvolle Posten waren natürlich eine Ehre für mich. Das die Geschichte und die erste Verhandlung so einen Verlauf nimmt, damit rechnete am Ende keiner. Direkt nach der Verhandlung kam der Strafbefehl, gegen den wir natürlich Einspruch eingelegt haben. Wäre dieser Strafbefehl wirksam geworden, hätte die Konsequenz daraus Berufsverbot geheißen. Mit den 7.500 € Geldstrafe, damit wäre ich vorbestraft gewesen und durch die Höhe der Geldstrafe wäre ich nicht mehr berechtigt gewesen, Abfallbeauftragter oder Sicherheitsbeauftragter zu werden. Ich hätte meine Zuverlässigkeiten verloren.

Inzwischen hatte ich den Arbeitgeber gewechselt, mich der Fa. Reconcept angeschlossen, einer Arbeitskollegin wurde gekündigt, weil die Betriebskosten und Gehälter zu hoch waren und die Firma zu viele Verlust machte, was am Ende daran lag, dass man bei manchen Projekten einfach zu hoch gepokert und Angebote abgegeben hat, nach dessen Zuschlag man sich zwangsweise in die roten Zahlen fährt, wenn man diese Leistungen zum angeboten Preis durchführt. Nur um Prestigeobjekte vorweisen zu können gibt es im Speditionswesen einen teilweisen ruinösen Preiskampf, in dem mein Ex-Arbeitgeber auch mitgemischt hat. Da ich aufgrund des Rechtsstreites nicht mehr Sicherheitsbeauftragter für Reconcept werden konnte, wollte der Geschäftsführer meinen befristeten Vertrag nicht mehr verlängern. Erst als meine schwangere Kollegin ein Wort für mich eingelegt hat, wurde der Vertrag verlängert, allerdings nur für ein Jahr mit dem Zusatz, dass danach definitiv Schluss sei. Meine Nachfolgerin war bereits eingestellt und wurde von mir eingearbeitet.

Im Januar dann folgte mein Verhandlung. Wir reisten im tiefsten Winter bei eisigen Temperaturen an und als wir unser Hotel beziehen wollten, war das Haus aufgrund eines Krankheitsfalls geschlossen. Nur ein Zettel mit einer Telefonnummer und ein Schlüssel in einem Versteck warteten auf uns. Wir hatten zwar ein Zimmer, aber keine Möglichkeit an warme Speisen oder Getränke zu kommen. Am nächsten Tag stand ich also vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Landshut ging es von Anfang an darum, jemanden hängen zu sehen und da sie bei der ersten Verhandlung kein Glück hatten und gegen die Staranwälte Kaminski und Bock nicht ankamen, versuchten sie nun bei mir ihr Ziel zu erreichen. Damals im April, direkt nach der Verhandlung sagten die Anwälte meines Chefs zu mir, ich bräuchte mir keine Sorgen machen, denn es würde ein Spaziergang für mich sein. Ich habe mir nix vorzuwerfen. Mein Anwalt wollte auf Freispruch hinaus, doch bereits in den ersten Minuten der Verhandlung wurden wir eiskalt erwischt. Die Staatsanwalt kündigte von vornherein an, es würde mit ihr keinen Freispruch geben, da aufgrund der verletzten Beamten ein öffentliches Interesse an einer Verurteilung liegt. Wäre Lischen Müller verletzt worden, wären meine Aussicht auf Freispruch besser gewesen. Nach einer viertel Stunde war die Verhandlung beendet. Es gab einen Vergleich, in dem ich 3000 € an eine soziale Einrichtung bezahlen sollte, danach würde die Sache zu den Akten gelegt werden. Mein Anwalt riet mir zu diesem Vergleich und auch mein Ex-Chef, der ebenfalls als Zeugen geladen war, stimmte ihm zu. Also nahm ich den Vergleich an und musste dann bis August die 3000 € in Monatsraten zu jeweils 500 € entrichten. Von meinem Chef und auch von einem alten Arbeitgeber habe ich diesbezüglich nix mehr gehört. Ich habe am Ende den Kopf hingehalten, damit andere Ihren Arsch retten konnten. Aus diesem Grund gilt ab sofort, dass ich Egoist bin, denn das Geld fehlt mir an allen Ecken und Enden. Nicht nur dass ich auf meine Hotel- und Spritkosten sitzen geblieben bin, auf dem Heimweg nach Bochum habe ich mir auch noch den das linke Handgelenk gebrochen. Am Rasthof Spessart, auf dem Parkplatz, bin ich beim Aussteigen auf einer Glatteisfläche ausgerutscht und so blöd gefallen, dass ich mir das Handgelenk verletzt habe. Am nächsten Tag bin ich ins Krankenhaus, wo ich nach sechs Stunden Wartezeit nicht nur feststellen musste, dass ich als Kassenpatient auch nur Patient zweiter Klasse bin, sondern auch mit einem schönen Gipsverband nach Hause gehen werde und der gleichzeitigen Überweisung zum Orthopäden. Und nun beginnt der Irrsinn erst richtig: Beim Orthopäden bekam ich erst vierzehn Tage später einen Termin, dort sagte man mir, ich müsste zum CT, vier Tage später wurde dann in einer anderen Praxis der Arm noch einmal untersucht, ich bekam einen Arztbericht und dann ging es wieder zurück zum Orthopäden. Wieder vierzehn Tage auf einen Termin warten, zwischenzeitlich waren dann auch vier Wochen vergangen, als der Arzt feststellte, dass ich zurück ins Krankenhaus müsste, weil die Angelegenheit von einem Handchirurgen behandelt werden muss. Also zurück ins Krankenhaus, sieben Stunden Wartezeit, um dann festzustellen, es muss neue Röntgenaufnahmen gemacht werden, dass Handgelenk ist nicht richtig zusammengewachsen und muss aus diesem Grund noch einmal operiert werden. Inzwischen waren sechs Wochen seit dem Unfall vergangen, ich rutschte zwischenzeitlich ins Krankengeld und musste nun auf einen MRT-Termin warten. Der sollte dann Mitte Mai sein und das wäre dann vier Monate nach dem Unfall. Ende März habe ich die Notbremse gezogen und bin wieder arbeiten gegangen. Ich musste ja schließlich das Geld verdienen, dass ich für meine Geldbuße brauchte.

Inzwischen habe ich Reconcept verlassen, bin wieder zu Müntefering-Gockeln zurückgekehrt und sitze nun an der Waage. Das ist soweit okay. Ich habe mich wieder eingelebt und fühle mich sehr wohl. Klar würde ich gerne wieder in die Dispo zurückkehren, aber nach der Begründung meines Gerichtsurteils habe ich dieses erst einmal verschoben. Grund: Als Disponent hat man sich jederzeit davon zu überzeugen, dass die Plane für den Auflieger in einem einwandfreien Zustand ist. Egal, wo das Fahrzeug unterwegs ist. Wie gesagt, die Staatsanwaltschaft will jemanden hängen sehen und das haben sie nun auch geschafft. Vielen Dank an alle, die mich im letzten Jahr im Regen stehen gelassen haben. Ich hoffe, dass das Schicksal euch genauso eines Tages in den Arsch tritt, so wie ihr es mit mir getan habt!

Übrigens: Wenn du den wahren Charakter eines Menschen feststellen möchtest, gib ihm Macht. Du kannst früher mit ihm auf Augenhöhe gewesen sein, gut zusammengearbeitet haben, aber in dem Moment, wo er aufgestiegen ist, vergisst er seine Wurzeln und seine alten Kollegen. Auch diese Leute habe ich aus meinem Leben gestrichen, denn als ich sie mal wirklich gebraucht habe, zeigten sie mir die kalte Schulter und nun will ich nichts mehr von ihnen wissen. Sie gibt es einfach nicht mehr für mich.

So, ich hoffe dass 2018 besser wird. Ich habe aufgrund meiner Geldbusse alle meine sozialen Verpflichtungen zum Jahresende eingestellt. Ich bedauere dies sehr, aber nun muss ich erst einmal an mich denken, bevor ich wieder andere Menschen unterstützen kann. Es kommt ja auch keiner auf mich zu und sagt, ich sei ein guter Mensch und bedankt sich. Also, wenn heute Nacht eine neues Jahr beginnt, bin ich zwar äußerlich der gleiche Mensch geblieben, aber tief im Inneren bin ich verletzt und enttäuscht und diese Wunden werden vernarben und mich immer an dieses Jahr erinnern.