Bei der Nachricht, die mich gestern Abend erreichte muss ich ehrlich gestehen, konnte ich mir die Schadenfreude nicht verkneifen. Das liebste Spielzeug meines ehemaligen Chefs aus dem Westerwald, die Fa. Pegasus eco solution musste im Mai Insolvenz anmelden. Überrascht hat mich das ehrlich gesagt nicht, nur mir tun die Kollegen Leid, denn die Pleite der Tochterfirma kann der Muttergesellschaft auch ganz schön zusetzen. Wenn ich ehrlich bin, ich wusste es von vornherein, dass es mit der Tochterfirma nach dem rasanten Aufstieg nur ein böses Ende nehmen konnte. Schade eigentlich, denn die Ansätze waren gut, vielleicht am Ende doch aufs falsche Pferd gesetzt und die Zeichen der Zeit nicht frühzeitig erkannt. Sei es wie es ist, eine Insolvenz ist immer Mist und ich hoffe inständig, dass der Untergang der Pegasus nicht in ihrem Sog auch die Muttergesellschaft mit in ihr Verderben zieht. Das haben die ehemaligen Kollegen nicht verdient.

Aber in diesem Zusammenhang fallen mir auch noch die Worte meines ehemaligen Chefs ein: Wenn es mal bei deiner neuen Firma nicht klappt, ich habe immer einen Platz bei der Pegasus für dich frei. Lieb gemeint, aber ich wollte niemals auf der Titanic anheuern, kurz bevor sie gegen den Eisberg knallt und ihr Kapitän, der hat ja schon bei Ricö bewiesen, wie es ist, als Speditionsleiter in eine Insolvenz zu schlittern, war wie der Rattenfänger von Hameln. Er fing an zu reden, alle hörten gebannt seinen Worten zu und schalteten dabei ihr Gehirn ab. Er verstand es geschickt in bunten Farben die Zukunft auszumalen und jeden seine Ideen schmackhaft zu machen. Aber am Ende wollten wahrscheinlich alle zu viel und das bedeutete letztendlich den langsamen, aber trotzdem unaufhaltsamen Untergang. Ich habe von Anfang an die Angelegenheit skeptisch betrachtet und ich gebe ehrlich zu, dass ich am Ende nicht nur überrascht, sondern auch einwenig neidisch gewesen bin, weil es doch so gut lief. Es ist schon heftig, wenn da einer von draußen kommt und deine alten Ideen so gut verkauft, dass dein Chef Feuer und Flamme ist. Ich kann mich noch genau an seine Worte erinnern: Nee, mit Frachtenvermittlung brauchen wir kein Geld verdienen. Und dann dieser Sinneswandel. Er hätte alles früher haben können, nicht in diesem Umfang wie es der Speditionsleiter zu Gottes Gnaden aufzog, aber in einem kleinen beschaulichen Rahmen ohne Risiko. Aber nein, man wollte das ganz große Rad drehen und steht nun am Ende vor dem Nichts. Tragen wir also gemeinsam die Pegasus zu Grabe, die eigentlich schon als beinahe Todgeburt in die Welt gesetzt und künstlich am Leben erhalten wurde. Geboren aus einer fixen Idee oder auch Bierlaune heraus, die Baustellenlogistik aufzumischen, gestorben weil man nicht zur rechten Zeit die Notbremse ziehen konnte und wahrscheinlich auch zuviel wollte.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass ich ihr Ende irgendwie vorausgesehen habe und ich in einer gewissen Weise auch mit meiner Skepsis Recht behielt. Aber das ist jetz egal, ich drücke nur meinen ehemaligen Kollegen die Daumen, dass ihre Arbeitsplätze nicht in Gefahr geraten. Denn ich weiß, wie schwer es ist, im Westerwald einen neuen Job zu finden.

In diesem Sinne: Alles Gute und Kopf hoch aus dem Kohlenpott in den Westerwald! Ihr schafft das schon!