Kennen sie eigentlich die Sendung „Ab ins Beet“? Nicht mit der allabendlichen Aufforderung an die Kids durch ihre Eltern mit „Ab ins Bett“ zu vergleichen, obwohl ich ja gerne mal vergesse, dass zweite E zu schreiben und stattdessen ein T einfüge. Also ich gebe ehrlich zu, ich habe die Sendung noch nie gesehen und ich gestehe, mir fehlt diesbezüglich auch nix. Es ist eine dieser Sendung, die die Welt nicht braucht. Früher gab es so etwas schon einmal, war ein Ratgeber und hieß „Du und dein Garten.“ Lief im Fernsehen des Deutschen Fernsehfunks (DFF) und war bei meinem Großonkel sehr beliebt. Er hat sich da viele nützliche Tipps geholt und sie dann zumeist gleich in die Tat umgesetzt. Oft unter meinen wachsamen Augen, immer mit sovielen Fragen verbunden, dass er er stets den Kopf schüttelte und meinte, Jung, du fragst einem ja ein Loch in den Bauch. Aber mit dieser Art von Sendung hat die Vox Doku nix zu tun. Es geht einfach um Typen, die Gärten verschönern. Quasi so, als wenn sich Tine Wittler und Vera Intveen zu einem Chaosduo zusammenschließen würden und Häuser umgestalten.
Jedenfalls waren alle in unser Firma schier aus dem Häuschen, als sich das Fernsehteam für Freitag angekündigte. Die wollten etwas anliefern, natürlich mit Kamera und den beiden Protagonisten und jemand aus unserem Team hatte nun die Chance, ins Fernsehen zu kommen. Zur Auswahl standen mein Arbeitskollege und meine Person, weil ich derzeit an Waage eins meinen Dienst versehe. Ich verzichtete aber, weil ich den Fernsehleuten nicht zumuten wollte, dass die Linse ihrer Kamera platzt, wenn sie mich aufnehmen. Außerdem hat mein Kollege die älteren Rechte. Wenn ich ins Fernsehen wollte, hätte ich nur zum Casting von Norddeich.TV gehen brauchen, denn die suchen ständig Komparsen und Darsteller für ihre Hartz IV Produktionen „Mitten im Leben, Familien im Brennpunkt“ und noch solche Schmonzetten. Ich wollte eigentlich vor langer Zeit nur einmal in der Lindenstraße mitspielen, ins Cafe Beyer gehen, bei Gaby Zenker zehn Brötchen bestellen und sagen, sie brauche sie nicht großartig einpacken, ich esse sie gleich an Ort und Stelle. Aber leider bin ich bisher nicht entdeckt worden, was auch nicht weiter schlimm ist. Ich bin in einer Datei von Castingpartner gelistet und bekomme regelmäßig Informationen, wenn mal wieder für kleines Geld ein paar Laiendarsteller gesucht werden. Aber ich würde sowieso viel lieber auf der anderen Seite des Sets arbeiten, als einer der Drehbuchschreiber im Kreativteam als vor der Kamera.
Jedenfalls waren dann am Freitagnachmittag die Leute vom Fernsehen da und wer konnte, hat sich mit den beiden Hauptdarstellern – ich kenne die gar nicht – ablichten lassen. Da haben sie nun alle was zu erzählen und irgendwann sieht sich jeder einmal in einer Reihe mit den großen Schauspielern des Genre, nur weil er ja mal Arm in Arm mit ein paar vom Fernsehen stand. Neidisch? Keine Spur, Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid bekommt man geschenkt. Ich bin desillusioniert, nach dem ich noch immer auf eine Autogrammkarte von Jan Fedder warte, die ich vor fast zwei Jahren mal bestellt hatte. Mit Rückumschlag und Porto, so wie es sich gehört. Aber da wird wahrscheinlich jemand den Brief abgefangen oder die Briefmarke gebraucht haben.
Apropos Autogrammkarten: Vielleicht sollte mein Kollege nach seinem Auftritt im Fernseheh ein paar in Auftrag geben, falls er mal auf der Straße darauf angesprochen wird. Man weiß ja nie…
Manche Leute können halt nicht alt werden und zu denen gehört halt auch mein Olaf. Er knackt noch immer daran, dass die drei nun in seinem Alter gefallen ist und er damit auch in den Klub der alten Säcke aufgenommen worden ist. Jeder Mitarbeiter musste sich die Frage stellen lassen, wie alt er denn den Chefdisponenten schätzen würde, wenn er ihm auf die Straße begegenen und er ihn nicht kennen würde. Das Ergebnis war nicht gerade befriedigend für ihn – ich habe ihn auf 43 geschätzt und bin nun erst einmal unten durch. Übrigens, ich stehe zu meinem Alter (42) und nach dem man mich auf 32 geschätzt hat, überlege ich, ob derjenige eine Brille benötigt oder einfach nur nett sein wollte. Der Nachbar meiner Mutter meinte ja auch vor ein paar Wochen, ich wäre erst 37 und das schmeichelt einem schon gewaltig. Aber egal, wie alt man aussieht und wie alt man wirklich ist, es kommte darauf an, wie man sich fühlt. Und ich fühle mich momentan wie 90 und Scheintod. Scheiß Wodka … Muss wohl eines von den sechs Gläschen schlecht gewesen sein.
Aus gegebenen Anlaß: Wann wird es mal wieder richtig Sommer …
Ich bin ja der Meinung, der deutsche Sommer ist nix anderes als ein verkappter Winter. Deswegen sollte der Liedtext von Rudis größtem Hit eigentlich so lauten: „Wann wird es mal wieder richtig Winter, ein Winter wie er früher einmal war. Mit Schneefall von Januar bis Dezember und nicht so mild und verregnet wie in diesem Jahr.
Bei diesem Regen am heutigen Sonntag bleibt man lieber mit dem Hintern im Bett. Da würde man ja noch nicht einmal einen Hund vor die Tür jagen, also warum sollte ich raus gehen. Ach ja, ich muss ja pünktlich zum Mittagessen bei meiner Mutter sein.
Im Radio bat ein Hörer darum, dass man doch bereits Last Christmas von Wham spielen sollte, denn sechs Monate vor Weihnachten passt sich das Wetter ja dem schmuddligen Weihnachtswetter an. Der Moderator lehnte diesen Vorschlag mit der Begründung ab, er habe noch nicht alle Weihnachtsgeschenke beisammen. Gut, gedulden wir uns noch und man weiß ja, sind die Sommerferien vorbei, gehen wir mit Riesenschritten auf Weihnachten zu. Ich habe das Gefühl, die Zeit rennt wirklich immer schneller.
Die modernen Wegelagerer haben wieder zugeschlagen. Auf der Dorstener Straße haben die Raubritter vom Ordnungsamt wieder ihre Radarfalle – die Mautstelle der verarmten Städte – aufgebaut und ich bin mit meiner Wanderdünne gleich hineingerauscht. Dabei braucht mein Kleiner eine gefühlte Ewigkeit, bis er mal auf Touren kommt. Eine Schnecke ist schneller auf Geschwindigkeit, als mein 60 PS Fiesta. Und deswegen ist es doppelt ärgerlich, dass ich diesen Abzockern vorm Herrn (gleich nach der Bundesregierung und den Ölmultis) wieder mein schwer verdientes Geld in den Rachen schmeißen muss.
Zu allem Überfluß musste ich auch noch an die Tanke – da hat man das Gefühl, dass man stetig mit einer Zapfpistole bedroht wird und mein Geld direkt aus der Geldbörse in den Tank wandert, um unvermittelt durch den Auspuff wieder in die Luft geblasen zu werden. Bald gehen wir nur noch für Heizung, Strom und Benzin arbeiten. Alles andere können wir uns dann nicht mehr leisten, weil wir ja mobil bleiben wollen, einen warmen Hintern brauchen und ohne Saft auch keine Glühbirne leuchtet und die Mattscheibe dunkel bleibt. Was für tolle Zukunftsaussichten. Nun würde mein Kollege Olaf wieder sagen, sieht Heiko ein Licht am Ende des Tunnels, würde er gleich den Tunnel verlängern. Warum alles so negativ und pessimistisch sehen, es kann ja nur noch Besser werden. Dabei denke ich wahrlich nicht immer an das Schlimmste, denn Schlimmer geht nimmer …
In dieser Woche erschüttete der grausame Mord an den vier Geschwistern in Ilsede die Menschen. Erweiterter Suizid heißt es im Fachjargon, nur halt das der Mörder, der eigene Vater, inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung ist. Zurück bleibt die Frage, wie ein Vater dies seinen Kindern antun kann. Was geht in den Köpfen solcher Menschen vor? Können sie ihre Problem nicht anders lösen, als unschuldige Kinder mit in ihre Auseinandersetzung zu ziehen und den Lebenspartner damit zu bestrafen, in den dem man ihm das Liebste nimmt? Ich werde es niemals begreifen.
Zurückbleibt die verwaiste Mutter, die durch die Kosten für Beerdigung und anderen Verpflichtungen nun selber in finanzielle Not geraten ist. Ich denke aber, viel schlimmer ist der Verlust der geliebten Kinder, als alle Geldsorgen. Solche Menschen zerbrechen an der Trauer und man kann ihr nur wünschen, dass sie die Stärke hat, ohne ihre Kinder weiterzuleben.
Die Gemeinde Ilsede hat eine Spendenaktion für die Mutter unter dem Motto vier Sterne für Ilsede gestartet. Sie erhoffen sich, damit einwenig von der finanziellen Last zu nehmen, die Kinder zurückgeben kann ihr niemand. Aber es zeigt auch, wie diese kleine Gemeinde zusammenhält, wenn einer aus ihrer Gemeinschaft unverschuldet in Not gerät. Es scheint also doch noch soetwas wie ein Zusammenhalt in diesem Land zu geben und nicht nur dann, wenn unsere Nationalmannschaft spielt.
Im Glaube an das Gute im Menschen wünsche ich allen einen perfekten Wochenstart.