Ich bringe es gleich auf den Punkt: „Boah, wie geil war das!“ Gemeint ist damit der gestrigen Kirmesumzug in Crange und auch wenn mich heute morgen ein gewaltiger Kater anmauzt, mein Wurfarm irgendwie wirkt, als habe ich kilometerweit Schnee geschoben, meine Füße wie nach einem Marathon schmerzen, mir geht es trotzdem gut. Ich brauchte erst einmal Stunden, um zu verarbeiten, was da gestern seit acht Uhr morgens abgegangen ist und erst jetzt im nachhinein kann ich nur sagen, ich bereue keine Minute, die ich dabei sein durfte.
Dabei fing doch alles so Scheiße – Entschuldigung für den Kraftausdruck – an. Beim ersten Bissen in das Brötchen beim gemeinsamen Frühstück schoss gleich Remoulade auf meine Hemd. Prima, hätte mich ja mal jemand warnen können, dass die Bäckerei es besonders gut mit den Beilagen gemeint hat. Also musste der Fleck erst ausgerieben werden, aber danach war er schnell vergessen, denn im Verlauf des Tages gesellten sich noch Bier und andere Getränke zum Fleck hinzu.
Auf dem Kirmeswagen herrschte schon bei der Abfahrt von unserem Betriebsgelände gute Stimmung, der DJ heizte uns ein und ehe man sich versah hatte man schon das erste Frischgezapfte in der Hand. Es war ja schon immerhin neun Uhr morgens, ideal also um langsam auf Betriebstemperatur zu kommen. Unser Weg führte uns über die Dorstener Straße nach Bochum, vorbei an unserem Platz an der Riemker Straße zur Zugaufstellung. Wir gehörten zu dem letzten Teil des Umzuges – das Beste kommt ja bekanntlich um Schluß – und mussten uns deshalb gedulden bis es los ging. Bei der Einfahrt nach Bochum spielte unser DJ wie selbstverständlich die Bochum Hymne von Grönemeyer und jeder, intonierte das Lied so gut es ging mit. Übertont wurde unser Gesang, der sicherlich keinen zum Recall beim DSDS geführte hätte, durch unsere 4.000 Watt Anlage (oder waren es doch 8000?) mit der wir die gesamte Gegend beschallten. Am Sammelpunkt angekommen, war es erst einmal warten angesagt. Also zog man los und schaute, was die anderen Zugteilnehmer so an geschmückten Wagen und Musikkapellen ins Rennen schickte. Das Fieber stieg, um so näher der Zeitpunkt der Abfahrt rückte. Um 10:30 startete die erste Gruppe und schon passierte es: Eines der Pferde scheute, brach aus und verletzte eine 82jährige Seniorin schwer und einen neunjährigen Zuschauer am Wegrand leicht. Wir am Zugende bekamen nichts davon mit, doch schnell machte die Runde, ein Kind sei unter einen Trecker gekommen und sei schwer ververletzt. Der Zug würde dadurch erst um rund eine Stunde später weiterziehen können. Erst nach und nach erfuhren wir von einem scheuenden Pferd, was aber die Party keineswegs trübte. Klar, man bedauerte den Unfall, aber dann machten wir einfach weiter Party. Geile Mucke, das Bier floß in Strömen und die Stimmung erreichte schnell ihren Siedepunkt. Gegen viertel nach Zwöf merkte ich schon, dass ich meinen Pegel erreichte hatte, wo es hieß, kürzerzutreten oder gar aufzuhören. Ich gebe zu, dass ich nicht viel vertrage und nur gelegentlich mich dem Alkohol hingebe. Das ist meistens auf Weihnachtsfeiern oder andere festlichen Veranstaltungen. Ansonsten muss ich schon gewaltigen Bierdurst haben, um mir mal eine Flasche zu gönnen. Eine Kiste würde bei mir schlecht werden. Deswegen war mein Kollege Raimund sehr darum bemüht, dass ich stets einen vollen Bierbecher hatte und so konnte ich froh sein, dass sich auch zeitnah der Zug in Bewegung setzte und ich so seinem Augenmerk entging. Bei anderen hatte er schließlich mehr Erfolg. Der Chef ließ dann noch Lakritzschnaps rumgehen und diesen konnte man sich auch nur schwerlich entziehen.
Die Fahrt führte über die Hauptstraße, am Straßenrand Alt und Jung, alle mit guter Laune und in der Hoffnung nicht nur von uns mit Bonbons bedacht zu werden, sondern auch mit Bier, dass bei der zunehmenden Wärme Abkühlung versprach. Also gab man Bierbecher um Bierbecher über die Bordwand, warf Bonbons in die Menge, auch wenn dabei der eine oder andere unbeabsichtig einen von den harten Süßigkeiten an den Kopf bekam. Alles keine Absicht, aber mit meiner Zielgenauigkeit ist das so eine Sache, versuchen sie mal bei fahrenden Wagen genau die Lücken in den Menschenreihen zu treffen, um keinen zu treffen. Dat geht nicht immer. Aber seit gestern weiß ich auch, wie sich die Karnvevalisen auf ihren Prunkwangen fühlen. Einfach nur geil!
Zwei Stunden vergingen wie im Fluge und als wir dann mit lauter Partymusik und kaum noch bei Stimme – nach dem wir gefühlte einhundert Mal unser geiles Mü-Go Lied intonierten – auf den Weg zurück zu unserem Platz machten, waren sämtliche Biervorräte und alle Bonbons am Ende. Wir waren geplündert. Auf dem Hof ging dann die Party noch weiter, während sich die ersten bereits auf den Weg nach Crange machten.
An dieser Stelle Danke an unseren DJ für die geile Musik, an Monikas Mann Tom, der uns sicher mit dem Trecker durch den Tag fuhr, ohne mitfeiern zu dürfen, an Olaf, dessen Worte mich zwei Meter groß werden ließen, an Kalle und Alfred, die mir Vertrauen und große Stücke auf mich setzen, an Raimund, dessen Bemühungen mit betrunken zu machen, fast geklappt hat, an Denis und Monika, die stetig die Bonbonseimer nachfüllten und wenn sie dafür in die Mügo-Tonnen krabbeln mussten. An Nadja, dass Sie dabei war und mir den Namen Olmo verpaßt hat – was auch er immer er bedeuten möge, auch an Nadine, die sich um die T-Shirts kümmerte. Und unserer Finanzministerin und Chefin alles Gute nachträglich zum Burzeltag. Sie lebt für Crange und an ihrem Geburtstag war das Eröffnungsfeuerwerk, man hat quasi für sie den Himmel über Crange zum leuchten gebracht.
Ich bin also angekommen und nicht erst seit gestern, sondern seit dem Tag, wo wir die Karten auf den Tisch gelegt haben und ich mein eigenes Aufgabengebiet bekam, wo ich mich verwirklichen kann und damit den Beweis antreten, dass ich meinen Teil zum Erfolg der Firma beitragen kann. Also, noch einmal Danke für diesen geilen Tag und ich werde bestimmt nächstes Jahr wieder dabei sein.
Olaf und ich sind nach dem Umzug über die Kirmes gezogen und dann an einem Bierstand hängengeblieben, wo wir auf seine Eltern getroffen sind. Noch einwenig abhängen, dann habe ich mich auch auf den Weg nach Hause gemacht. Ich wollte eigentlich mit dem Taxi heim, aber ich habe keines gekriegt. So bin ich wieder zurück zur Firma, auf den Weg dahin sind mir noch Chef und Denis begegnet, die mich eigentlich dazu bewegen wollten, noch eine Runde mit ihnen loszuziehen, doch ich lehnte ab um gleich fünf Minuten später auf die nächsten Kollegen zutreffen, die mich wieder zurück zur Kirmes nehmen wollten. Aber mein Willen war stärker, ich hatte mein Level erreicht, ich musste nach Hause. Telefonisch orderte ich mir ein Taxi und sage und schreibe 90 Minuten später, nach dem ich mich vom Olaf getrennt hatte, saß ich in einer Droschke in Richtung Heimat. Der Tag endete für mich um 18:30 und ich bin heute morgen erst wieder um 7:00 aus meinem Koma erwacht. Aber dafür war es ein toller Tag mit vielen Eindrücken, die in meinem Kopf gespeichert sind und bei passender Gelgenheit verarbeitet werden können.
Ich bin jemand, der erst gründlich recherchiert, bevor er was veröffentlicht. Aber diesmal bin ich meiner Quelle, der WAZ, kräftig auf den Leim gegangen. Habe ich doch geschrieben, im Bezug auf den Sparkatalog der Stadt Bottrop, dass Innovationcity Ende diesen Jahres bendet ist, dabei hätte ich eher mein Gefühl vertrauen sollen, denn soweit ich informiert bin, läuft das Projekt bis Ende 2020. Gut, ich habe der Presse vertraut, was mich allerdings lehrt, alles doppelt zu checken, um nicht wieder Fehlmeldungen zu verbreiten.
Am 14.09.2012 kommt es in Linz zur Gerichtsverhandlung – Gütetermin – mit meinem ehemaligen Vermieter. Ich hoffe es kommt bald zum Ende, damit wir dieses elendliche Kapitel endlich ad acta legen können.
So, eine schönen Woche allen und wer noch Lust auf Rummel hat, die Cranger Kimes läuft noch bis zum 12.08.2012 und lädt ein zum Fahrspaß und Kirmesflair. Nähere Info unter: www.Cranger-kirmes.de.
Beauty is a good letter of introduction.
A good beginning makes a good ending.