Ich
habe Freitag den 13. gut herumgekriegt, obwohl – ich gebe es ehrlich zu
– ich in diesem Fall ziemlich abergläubisch bin. Ich gehöre zu der
Kategorie Mensch, die am liebsten an diesem Tag in ihrem Bett bleiben
will und erst dann wieder aufsteht, wenn der Tag vorbei ist. Sollte dann
auch noch eine schwarze Katze den Weg kreuzen, lauert das Unglück
wahrscheinlich schon auf der Schwelle. Aber mir ist nix
außergewöhnliches geschehen. Aber was für mich gilt, hat leider keine
Bedeutung für andere: Für unseren Wägemeister Marc war Freitag, der 13
ein Glückstag. Er ist an diesem Tag zum erstenmal Vater geworden. Seine
Frau schenkte einem gesunden Jungen das Leben. An dieser Stelle,
herzlichen Glückwunsch.

Ein
Fahrer von uns beklagte, dass seine zwanzigjährige Tochter nicht nach
Hause gekommen ist. Er machte sich große Sorgen, war sie doch auch nicht
über Mobiltelefon erreichbar. Einfach abgeschaltet das Teil. Ich hoffe
sehr, sie ist zwischenzeitlich wieder aufgetaucht.

Unseren
Praktikanten hat es aber besonders hart getroffen – das Leben kann
manchmal sehr grausam sein. Am Donnerstag hat er erst seinen Vater zu
Grabe tragen müssen und drei Stunden nach der Beisetzung verstirbt die
Mutter im Krankenhaus. Knapp fünfzig Jahre waren seine Eltern
verheiratet und nun sind sie auch nach dem Tod wieder vereint. Der eine
kann nicht ohne den anderen. Ein schwacher Trost für Dirk, der tapfer am
Freitag seinen Dienst versah, weil er sich bei uns auf dem Bock
ablenken konnte. Was soll man nun als Trost sagen: Das Leben geht
weiter? Kopf hoch? Manchmal ist eine stille Umarmung, ein einfach
„Herzliches Beileid“ besser als viele Worte.

Leider
endet bereits am Mittwoch sein Praktikum bei uns und ich wünsche ihm
von hier aus bereits viel Erfolg, wohin auch immer sein Weg führen mag.

Man
sagt Träume sind Schäume. Aber ein Funken Wahrheit mag an jedem Traum
dran sein. Das jedenfalls glaube ich. In der Nacht vom Donnerstag auf
Freitag hatte ich einen wirren Traum – ich kann mich sehr gut an ihn
erinnern. Ich habe nämlich meine Seele verkauft – jawohl an den
Leibhaftigen, an den Beelzebub und als Gegenleistung hat er dafür
gesorgt, dass ich jedes Jahr einen Roman abliefern konnte. Tja, blöder
Traum, denn ich glaube gar nicht an ein Leben nach dem Tod. Deswegen
kann mich keiner mit Koran, Wachturm oder Bibel von einem Leben nach dem
Tod und von einer Seele, die aus dem Körper in eine bessere Welt
wechselt, überzeugen. Auch wenn der Deal mit dem Teufel gut klang, er
war halt nur Spinnerei, ein Hirngespinst.

So,
ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen habe ich bei meinem jetzigen
Arbeitgeber hinter mir gebracht. Jetzt sind es nur noch 25 Jahre bis
zur Rente. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mir das
noch ein paar Jahre antun werde. Die Kollegen sind alle nett, die Arbeit
macht eigentlich Spaß, aber ein Teil meines Gehaltes sehe ich als
Schmerzensgeld an, denn was sich so mancher Kunde erlaubt, geht gar
nicht. Da rastet selbst mein sonst so ruhiger Kollege aus, der für jede
Situation eigentlich einen flapsigen Spruch auf den Lippen hat und
unsere Nadja, die sich anscheinend durch Nichts und Niemanden aus der
Ruhe bringen läßt, verzweifelt an so manchen Anrufer. Wenn ich mal ein
paar Ideen brauche, dann kann ich mich ja an den Alltagsgeschichten in
der Dispo bedienen und bringe vielleicht mal ein Buch raus, über die
nettesten, schlimmsten und dreistesten Mitbürger. So mancher sollte sich
mal hören, wie er mit uns spricht. Da kann man selber nur aggressiv
werden, aber das werden wir nicht, denn man hat ja gelernt, sich zu
beherrschen. Kein Wunder, dass viele Kollegen aus der Speditionsbranche
nicht nur rauchen, sondern auch nach Feierabend sich einen hinter die
Binde kippen müssen. Anders kann man das alles nicht mehr ertragen.
Viele Anrufer haben einfach vergessen, dass sie es auch mit Menschen zu
tun haben – ja, der Disponent ist streng genommen auch ein Mensch, nur
die meisten haben das nicht kapiert. Schade auch!

Kennen
Sie die Sammelbildchen von Penny? Die mit den Bugs Bunny und Duffy Duck
Motiven? Bei vielen Kindern sind diese Bildchen der Höhepunkt
eines jeden Einkaufs in einem Pennymarkt. Genauso auch für die
vielleicht zehnjährige, die mit ihrer Mutter vor mir an der Kasse stand.
Am Ende erhielt sie ein Tütchen mit den ersehnten Bildern und während
die Muttter ihre Einkäufe noch in den Taschen verstaute, zeichnete sich
die Enttäuschung über den Inhalt des bunten Folienpäckchen auf dem
Gesicht des Kindes ab. Sie murmelte irgendetwas von „Habe ich schon“.
Ich war bereits ebenfalls mit meinem Einkauf fertig, die Sachen lagen im
Einkaufswagen und ich bezahlte. Ganz gegen meiner Gewohnheit nahm ich
auch ein paar Tütchen von diesen Sammelbildern und gab sie sofort an das
Mädchen weiter. Ein breites Grinsen erhellte ihr Gesicht. So einfach
war es also, ein Kind glücklich zu machen. In diesem Sinne wünsche ich
auch Ihnen jemand, der sie mit einer kleinen Geste, einem kleinen
Geschenk glücklich macht …

… und natürlich eine gute Woche!