Erdmöbel
haben etwas Erschreckendes. Sie sind der letzte Gegenstand, den wir
geschenkt bekommen oder selber kaufen werden. Aber wenn sie dann noch in
weiß sind, dann ist man schnell den Tränen nah. Gestern wurde wieder
ein Kind zu Grabe getragen. Kinder sterben – an Krankheiten, durch
Unfälle oder durch die Hand Dritter – Mord. Aber Kinder sollten nicht
sterben und deswegen stehen Eltern, Freunde, Verwandte und Unbeteiligte
am offenen Grab und stellen sich immer wieder die gleiche Frage: Warum?

Was geht
in dem Kopf eines Erwachsenen vor, der Hand an ein Kind legte, um seine
sexuellen Triebe, Fantasien an ihm auszuleben? Sind diese Menschen
krank? Darüber streitet sich die Wissenschaft und viele fragen sich,
kann ihnen geholfen werden oder hilft man Ihnen damit damit, dass man
sie auf Ewig wegsperrt? Am Stammtisch, im Internet und auf der Straße
geht man noch weiter und fordert die Todesstrafe für Kinderschänder.

Auch
ich würde diese Forderung unterschreiben, aber erst zu dem Zeitpunkt,
wenn zu 100 % klar ist, dass der Verdächtige auch der Mörder ist.
Soetwas wie in Emden, wo der wilde Mob aufgestachelt durch das Internet,
durch einen Aufruf bei Facebook, zu Lynchjustiz greifen wollte, darf
nicht passieren. Die Medien, die Nachbarn, die Menschen in der Umgebung,
die Klassenkameraden haben durch ihre Vorverurteilung dafür gesorgt,
dass für einen siebzehnjährigen das Leben nicht mehr so sein wird, wie
es vor seiner Verhaftung war. Ständig wird ihm der Makel anhaften, dass
er im Fokus der Polizei und der Öffentlichkeit stand und über einige
Tage als Tatverdächtiger wie eine Sau durchs Dorf getrieben wurde. Jeder
hatte was zu dem Jugendlichen zu sagen, gefragt oder ungefragt und in
der Zeit wurden sicherlich die meisten Geschichten erfunden. Nur weil
jemand anders ist, sich abkapselt, muss er nicht zwangsläufig ein
Kinderschänder oder Mörder sein. Es steht niemanden auf der Stirn
geschrieben, was er ist und welche Vorlieben er hat und nur, weil er an
dem Abend kein Alibi hatte, sich zufällig wie der Täter bewegt, muss er
nicht der gesuchte Mörder sein. Wir können alle plötzlich durch dieses
Raster fallen, weil wir nicht so sind, wie es unsere Nachbarn und Umwelt
erwarten. Jeder hat doch bestimmt sein dunkles Geheimnis, seine Leiche
im Keller und ich will nicht wissen, wie viel Gerüchte am Tag über
andere Menschen im Umlauf gebracht werden, nur weil sie sich nicht von
den anderen Leuten in die Töpfe schauen lassen.

In
diesem Fall in Emden kann man froh sein, dass es DNA-Analysen gibt und
auch wenn die Polizei bisher noch nicht offen eingeräumt hat, dass
man anhand dieser Erkenntnisse den Jugendlichen wieder freilassen
musste, kann man ganz stark davon ausgehen, dass es etwas mit dem
genetischen Fingerabdruck zu tun hatte. Warum sonst diese plötzliche
Umorientierung? Früher wäre der Jugendliche verurteilt worden, für die
meisten stand er schon von vornherein als Täter fest und wäre unschuldig
in den Knast gewandert. Wäre dann die Todesstrafe für Kinderschänder
angewandt worden, wäre er umsonst gestorben. Darüber sollten wir alle
einmal nachdenken, bevor wir wieder vorschnell jemand als Mörder
abstempeln und sein Leben zerstören wollen.

Alles
diskutieren bringt die kleine Lena nicht zurück. Sie ist gestorben,
weil sie zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen ist. Ruhe in Frieden
kleiner Engel und mögen die irdische Gerechtigkeit bald deinen Peiniger
finden und ihm seiner gerechten Strafe zuführen.