Heute
habe ich mich, wie bereits gestern angekündigt, unter das närrische
Fußvolk gemischt und in Bottrop am Wendepunkt des Rosenmontagzuges am
Straßenrand gestanden und mir den Hintern abgefroren. Aber das habe ich
gerne gemacht, ich liebe den Straßenkarneval und die ungezwungene
Stimmung am Wegesrand, ich liebe es, die kostümierten Leute zu sehen und
ihren Einfallsreichtum. Glücklich waren all diejenigen, die ein
Tierkostüm gewählt hatten, denen konnte die Kälte nichts anhaben, anders
die kleinen Star Wars Krieger in ihren dünnen Strumpfhosen.
Unsereins blieb normal gekleidet, die Sachen mit Bedacht ausgewählt,
weil sie im Gedränge schnell mal schmutzig werden konnten.
Wer
in Bottrop zum Rosenmontagsumzug fährt, der sollte nicht allzu große
Erwartungen hegen, denn die Karnevalvereine sind genauso wie die Stadt:
Ehrlich, bemüht, aber haben ständigen einen Liquiditätsstau. Von den
angekündigten 55 Gruppen und Wagen waren elf nicht zu finden, denn nach
Gruppe/Wagen 44 war der Umzug beendet. Aber dies tat der Stimmung am
Straßenrand keinen Abbruch und es regnete Kamelle, Popcorn, Gummibärchen
und vieles mehr. Irgendwie wurde ich zur Zielscheibe, denn eine Menge
an Süßigkeiten prallten an mir ab und flogen in alle Richtung. Konnte
ich mal was ergattern, ohne durch die Luft zu segeln wie Timo
Hildebrandt im Strafraum, schauten mich die Kinderaugen der
umherstehenden kleinen Narren traurig an und so wanderte meine Beute in
ihre bereits gutgefüllten Beutel. Allerdings, ich kann mir meine
Süßigkeiten selber kaufen, was ich später auf der Kirmes auch getan habe
(gegen alle Regeln der Diät!).
Die
Wagen im Umzug waren mit viel Liebe, Mühe und Herzblut gestaltet
worden, die Themen drehten sich um die Skihalle, die samt Kohlehalde
abzurutschen drohte, um Innovationcity und natürlich auch „den Wulff im
Schafspelz.“ Das Bottroper Stadtprinzenpaar erhielt in diesem Jahr
Unterstützung aus der Hauptstadt, das Berliner Stadtprinzenpaar gab sich
die Ehre, aber anstatt auf einen tollen Prunkwagen zu fahren,
saß unsere karnevalistischen Oberhäupter in einem Cabrio, dass von der
Procar-Vertretung in Bottrop gesponsort wurde.
Wir
wollen uns aber nichts vormachen: Ohne Werbung würde es den Bottroper
Rosenmontagsumzug, so wie viele andere Umzüge auch, sicherlich nicht
mehr geben und deswegen kann man sich nur bei den Sponsoren, die den
närrischen Lindwurm in diesem Jahr unterstützt haben, bedanken. Fakt ist
aber, wer in Bottrop einen Umzug wie in den Metropolen Köln, Düsseldorf
oder Mainz erwartete, der leidet entweder unter Realitätsverlust oder
ist ein Träumer vor dem Herren. Wenn Köln Champions League ist, war
Bottrop Kreisklasse, aber trotzdem wird manchmal in der Kreisklasse auch
überaus ordentliche Leistung geboten. Und wer will schon immer
Champions League sehen?
Für
die Bottroper gehört ihr Umzug dazu, wie das Brezelfest nach
Kirchhellen. Leider war unser Standplatz zu schlecht, um vernünftige
Fotos machen zu können, die Sonne sorgte für ein Zwielicht und so sind
von den gemachten Aufnahmen nur die allerwenigsten zu gebrauchen.
Vielleicht liegt es aber auch an meiner Kamera, die ihre besten Tage
schon weit hintersich hat. Aber egal, ein paar Fotos sind doch was
geworden.
Schön
war es auch, nach dem Umzug ein paar bekannte Gesichter zu treffen, die
man lange Zeit nicht mehr gesehen hatte. Als Beispiel dafür steht mein
ehemaliger Klassenkamerad Michael, den wir auf dem Weg zum Rathaussturm
mit seinem Sohn Ben und seiner Frau Anja trafen. Auch wenn man sich
jahrelang nicht gesehen hatte und einem soviel auf der Zunge lag, was
man ansprechen wollte, war der Rand der Kirmes sicherlich nicht der
geeignete Ort dafür. Ich bin aber sicher, wir werden das irgendwann
nachholen, nur wichtig ist es, dass er gesundheitlich wieder richtig auf
die Beine kommt.
Die
Bottroper Kirmes lohnt ebenfalls immer, obwohl die früheren
Veranstaltungen (zu meiner Kinderzeit) um einiges größer und sicherlich
auch besser gewesen sind. Aber man hat den Schausteller mit dem Umbau
des Berliner Platzes, den Neubau des Kauflandes und auch damals durch
den Bau des Hotels wichtige Stellfläche weggenommen. Die Kirmes wirkt
nun nicht mehr so kompakt wie früher, eher zerrissen, aber trotzdem ist
sie um einiges besser, als die Osterkirmes auf der Castroper Strasse in
Bochum. Denn die Veranstaltung ist wirklich ein Witz!
Für
mich sind bestimmte Rituale wichtig: Die Bratwurst an Christas Grill,
gebrannte Mandeln (auch wenn das jetzt nicht mein Zahnarzt lesen
sollte), sowie einen Sack frischen Popcorn. Dann bin ich glücklich.
Früher gehörten noch Lose und Pfeile werfen dazu, auch von einer Runde
auf dem Loveexpress bin ich eigentlich nie abgeneigt, aber in diesem
Jahr war es mir einfach zu kalt. Das hebe ich mir für den Michaelismarkt
im September auf. Ach ja, zur Bratwurst gehört Senf und der landet bei
mir traditionell auf der Jacke. Ohne Senffleck geht es anscheinend
nicht. Und dann habe ich da noch meine Ex gesehen, allerdings hat sie
mich nicht im Getümmelt erblickt. War auch besser so, alte Wunden
vernarben langsam und man muss sie nicht mit Gewalt wieder aufbrechen
lassen.
Fazit: Ich
komme gerne nach Bottrop und da ich keine hohen Ansprüche habe, mir
unser hausgemachter Umzug reicht, habe ich wirklich Spaß gehabt. Ich
habe mit netten Menschen am Wegesrand gequtascht und gelacht,
geschunkelt und gesunken und es war wirklich gut. Köln, Düsseldorf oder
Mainz kann ich mir im Fernsehen anschauen, Bottrop muss man Live
genießen!
Hier ein zwei Fotos vom Umzug, die schlechte Bildqualität bitte ich zu entschuldigen:
Wir standen in der Kurve, so dass wir den Zug kommen sahen. Allerdings fotografierte man leider auch gegen die Sonne.
Die neue Attraktion auf der Bottroper Kirmes.
Für alle Anti-Pappnasen – am Aschermittwoch ist alles vorbei! In diesem Sinne eine schöne Woche.