Sollte ich ein Containertagebuch schreiben? Nee, dass lassen wir mal lieber.

Ich
habe einen Vertriebsleiter, der ist ein Freund von schnellen
Entscheidungen und bei seinem letzten Besuch hat er festgelegt, dieser
gelbe Bürocontainer am Rande des Platzes ist nicht der richtige
Arbeitsplatz. Entschlossen haben wir gemeinsam nach Büroräumen im
Umkreis von Bergkamen Ausschau gehalten und keine Stunde später hatten
wir einen Besichtigungstermin. Nun steht fest, mit Beginn des neuen
Monats ziehe ich ins Technologiezentrum nach Kamen. Der erfreuliche
Nebeneffekt – der Weg von und bis nach Hause verkürzt sich um rund 4 km
pro Strecke.

Vor
dem Umzug steht allerdings noch ein Termin in der Zentrale. Kopf
waschen? Wahrscheinlich nicht, denn auch wenn es derzeit mehr als
holprig anläuft, scheinen meine Bemühungen die ersten Früchte zu tragen.
Kunde droht nämlich mit Auftrag …!

Ansonsten
weiter ehrgeizig an die Arbeit gehen, denn im Gegensatz zu meinem alten
Arbeitgeber, kann ich hier meine Ideen umsetzen, ohne auf Einwände zu
treffen. Hier ist nämlich mitdenken erlaubt!

Im
Nachhinein kann ich immer wieder behaupten, wenn mein ehemaliger Chef
seine Vorstellung kundtat, dass ich mit meinen pessimistischen Meinungen
fast immer recht behalten habe.

Hinter
vorgehaltener Hand erzählt man sich ja bereits, dass mein
Nachfolger die Schnauze voll hat und ich muss ehrlich gestehen, ich kann
es nachvollziehen. Aber der Mensch ist leidensfähig, denn ansonsten kann
ich mir nicht erklären, warum ich das ganze 5 1/4 Jahre durchgehalten
habe. Oder habe ich nur nicht rechtzeitig den Arsch hochbekommen?
Vielleicht hat ja mein ehemaliger Boss mit seiner Art und seinen
Aussagen dafür gesorgt, dass ich mich nach all den Jahren umorientiert
habe. Nach einem durchwachsenen Monat bei meinem neuen Arbeitgeber kann
ich allerdings sagen, egal wie das Abenteuer in der neuen Firma ausgeht,
unterm Strich war es am Ende eine vernünftige Entscheidung, eine neue
Herausforderung anzunehmen.

Wie
jeder Mensch habe auch ich eine freie Meinung und diskutiere gerne mit
anderen über dieses oder jenes Thema. Ich muss mich allerdings nicht den
allgemeinen Stammtischparolen anschließen und lasse mich trotz mancher –
bewußt provokanten Aussage – nicht in die rechte Ecke stellen. Aus
diesem Grund gibt es nun auch einen Blog
auf dieser Homepage, auf dem ich alle Interessierten recht herzlich
dazu einlade, mit mir zu blogen/diskutieren. Über eine rege Teilnahme
würde ich mich sehr freuen!

Die
erste Woche im Big-Brother Container ist vorbei. Nicht das sie hier nun
denken, ich hätte mich diesem Schwachsinn hingegeben und mich damit dem
öffentlichen Voyeurismus preisgeben und mich für diese Sendung
beworben und bin am Ende sogar noch eingezogen. Davon ab, Big Brother
läuft derzeit nicht. Nein, ich bin in meiner neuen Niederlassung in
Bergkamen in einem gelben Bürocontainer eingezogen. Am ersten Tag hätte
ich am liebsten die Flucht ergriffen. Am Rande eines großen Platzes,
umgeben von Bergen von Altholz, große Radlader die über das Gelände
fahren, Seenplatten von Regenpfützen vor der Tür und 100 m bis zur Waage
und zur Toilette. Kein Telefon, kein Fax, alles schmutzig und extrem
kalt. Das einzige, was ich bisher habe ist ein Firmenhandy, einen
Internetstick der Firma, meinen acht Jahre alten Laptop und einen
hochmodernen Drucker. Inzwischen habe ich aber das Gefühl
hier Pionierarbeit zu leisten und dabei helfen zu dürfen, eine neue
Niederlassung im Ruhrgebiet aufzubauen. Das der Container keine
Dauerlösung ist, dürfte jedem klar sein.

Übrigens
die Leute auf dem Gelände, wo mein Arbeitgeber derzeit Untermieter ist,
sind alle durchweg freundlich und man kann mit Ihnen sehr gut
auskommen. Ich bin bereit, mich den Anforderungen zu stellen und
abgerechnet wird bekanntlich am Schluß. Nach dem Ende der Probezeit
werden wir ja sehen, ob ich den Traum von der Niederlassungsleitung
weiterträumen darf, oder ob ich hart auf den Boden der Realität
aufschlagen werde. Ich hoffe nur, dass ich vor dem Sommer aus meinem
Container ausziehe, denn darin wird es verflucht heiß werden …