Modernes
Raubrittertum oder Wegelagerei? Die Ordnungshüter lagen wieder einmal
auf der Dorstener Strasse auf der Lauer, aber Dank „Radio Bochum“ bin
ich nicht hineingetappt, in die von ihnen aufgestellte Radarfalle, um
die chronisch klamme Kasse der Stadt Bochum aufzubessern. Demonstrativ
langsam, knapp unter 50 km/h bin ich als Erster vorangefahren, eine
Menge Autos im Schlepptau, die ihrerseits keine Anstalten machten, mich
zu überholen. Die werden sich schon gedacht haben, warum ich so
gemächlich meines Weges gefahren bin, weil bei schönem Wetter die Stelle
sehr beliebt bei der hiesigen Ordnungsmacht ist oder sie haben
einfach den gleichen Sender gehört wie ich und ihre Geschwindigkeit nur
angepasst. Wer weiß?

Und
dann gibt es da noch die BoGeStra mit ihrer eingebauten Vorfahrt. Frech
wie Oskar erzwingen sie sich auf der schmalen „Unteren Heidestrasse“
ihre Vorfahrt. Rechts und links parkende Autos und obwohl sie eigentlich
warten müßten, beugen sie gnadenlos die Straßenverkehrsordnung. Aber
was will man auch schon als PKW Fahrer gegen einen langen Gelenkbus
ausrichten? Also nix wie rauf auf den nächsten Bürgersteig und abwarten,
bis sich der Bus an einem vorbeigequetscht hat.

Neuerdings
hat wohl auch das Ordnungsamt ein Auge auf die parkenden Anwohner
geworfen, denn wie man mir erzählte, sollte man es doch vermeiden auf
der Straßenseite mit den ungraden Hausnummern zu parken, denn im Auftrag
der BoGeStra laufen nun unregelmäßig Mitarbeiter des Ordnungsamtes
durch die Siedlung und verteilen Knöllchen gegen die Wildparker. Dabei
ist der Parkraum eh schon so knapp und nun auch noch diese Schikane.
Reine Abzocke in meinen Augen, denn alle Autofahrer parken schon seit
weit es geht auf den Bürgersteiger, weil sie Angst um ihre Aussenspiegel
haben. Denn die wenigsten bei den Verkehrsbetrieben kennen das Wort
Rücksicht …

Das
gute Stimmung schnell kippen kann, sollte jeden bewusst sein. Manchmal
reicht nur ein falsches Wort und schon schlägt man von Wolke sieben
kommend direkt in der Hölle auf. Das hat man in dieser Woche bei uns
in der Firma schnell gemerkt, die Stimmung war mal aufgelockert aber
auch schnell wie die das Aprilwetter durchwachsen und gleichzeitig
angespannt. Ein neues Formular, ein umstrittener Tag der
Arbeitssicherheit an einem Samstagnachmittag, und viele kleine andere
Baustellen – es spuken momentan viele Themen durch die Köpfe
der Kollegen. Auch in meinem Kopf spielen sich verschiedene Szenarien ab
und wenn ich glaube zur Ruhe zu kommen, dann verfolgen sie mich: die
Absetzer, die Abroller, die Waage und die Pressen. Manche Nacht komme
ich vor grübeln nicht mehr in den Schlaf und wenn ich nach vier Monaten
Fazit ziehe, fällt mir auf, dass ich über so gut wie keine Freizeit
mehr verfüge, all meine Interessen auf Eis liegen und ich abends einfach
nur noch einen leeren Kopf habe. Eine absolute Leere, man funktioniert
einfach nur noch. Ich fühle mich in den
letzten Tagen einfach nur noch ausgelaugt, vermisse jeglichen Antrieb
und bin leicht reizbar, manchmal sogar noch zynisch dazu. Der
Schlafmangel erbringt sein übriges und irgendwie verspüre ich das
Bedürfnis, alles einfach nur noch hinzuschmeißen. Bei durchschnittlich
55 Stunden pro Woche und das seit nun mehr vier Monaten ist irgendwann
auch mein Limit erreicht. Voller Graus denke ich bereits an Mitte
September, wenn mein Kollege in den wohlverdienten Urlaub geht. Vierzehn
Tage versuche ich dann allein den Laden zu schmeißen, mit allen Höhen
und Tiefen, mit Waagebetrieb und dem ganzen Drumherum. Ein Tag sehe ich
nicht als Problem an, eine Woche kriegt man auch irgendwie gedreht, aber
dann auch noch die vier Samstage, weil auch gleichzeitig mein dritter
Part im Samstagsplan im Urlaub ist …

Ich
habe das damals bei Karstadt alles schon einmal gebracht, vier lange
Samstage vor Weihnachten gestemmt, doch da war ich noch bedeuten jünger
und habe mir nicht daraus gemacht.

Durch
die langen Arbeitstage fehlt mir einfach auch die Zeit und Inspiration,
um an meinem Roman weiterzuarbeiten. Seit April, seit dem Zeitpunkt, wo
ich von meinem alten Arbeitgeber aus Himmelpforten nach Herne
gewechselt bin, habe ich nicht mal mehr eine Seite zu Papier gebracht.
Der Umzug, der ganze Streß drumherum haben das übrige dazu beigetragen
und dabei wollte ich eigentlich im nächsten Jahr fertig sein.
Irgendwann, das habe ich mir zwar geschworen, liegt mein Werk im Laden
und da ich es ja über Book on Demant vertreiben möchte, war ich
eigentlich zuversichtlich, dieses Ziel auch zeitnah zu erreichen. Aber
heute will ich keine Prognose mehr dazu wagen, es sei denn, es gibt
einschneidene Veränderungen in meinem Arbeits- und Privatleben. Aber das
kann man derzeit nicht absehen, obwohl es manchmal auch sehr schnell
gehen kann. Sei es, die Einführung des lang angestrebten Schichtdienstes
oder einfach nur eine Klimaveränderung meinerseits. Die Zeit ist
schnelllebig und eine Sache, die gestern vielleicht nicht mal einen
Gedanken wert gewesen wäre, könnte plötzlich doch interessant sein. Es
liegt nicht allein an mir, in welche Richtung der Weg mich in Zukunft
führen wird.

So
wie damals bei der TVE – 50mal hätte ich kündigen wollen, 100mal wollte
man mich rausschmeißen und trotzdem sind es 13 tolle Jahre gewesen und
wäre die Firma nicht in die Insolvenz gegangen, ich wäre heute noch
dort. Allerdings wären mir dann wichtige Erfahrungen und
Erlebnisse, sowie Bekanntschaften aber auch menschliche
Enttäuschungen vorenthalten geblieben. So habe ich was erlebt und
kann davon nun zehren, denn ich habe meinen Horizont erweitert und
gelernt, dass man durchaus nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg
halten sollte, auch wenn sie anderen Menschen wehtut. Denn merke, wer
austeilt, der muss auch einstecken können und ein offenes, ehrliches
Wort zur rechten Zeit ist besser, als das ganze
Hinter-dem-Rücken-getuscheln anderer Leute. Das manchen Mitmenschen der
nötige Arsch in der Hose fehlt, haben die Ereignisse der Vergangenheit
gezeigt. Ja und über ein Rückrat, auch wenn es dem Menschen angeboren
wurde, verfügen nur sehr wenige.

In diesem Sinne eine gute Zeit und wie würde der Schlumpf von meinem Kumpel an dieser Stelle sagen: „Ein schönes Leben noch.“