… und in drei Monaten ist Heilig Abend.
Nach
dem Kirmesbesuch in Bottrop nutzte ich die Gelegenheit zu einem
Abstecher in den Kaufland (ist praktisch, ich nutze deren Parkhaus und
kann beim Einkauf auch noch an den Parkgebühren sparen) um meinen
samstäglichen Besorgungen zu machen. Dabei ist mir ein ganzes Regal mit
weihnachtlichen Dingen ins Auge gesprungen und ich konnte einfach nicht
wiederstehen – ich habe mir einen Christstollen gekauft. Eigentlich
widerstrebte es mir sonst, um diese Zeit herum nur an soetwas zu denken,
aber bei den Ärger und den Frust der letzten Woche dachte ich mir,
gönne dir zur Abwechslung mal was Gutes – von jemand anderen brauchst du
dir dergleichen nicht zu erhoffen. Mein Horoskop sagt in diesem
Zusammenhang recht treffend, höre nicht auf die Meinung eines Freundes,
treffe deine eigene Entscheidung. Ist schon komisch – in der letzten
Woche prophezeite es mir eine richtige Entscheidung, die ich aus dem
Bauch heraus treffen werde, und nun geht es wieder um Dinge, die man
judizieren sollte. Fakt ist, die erste Urlaubswoche meines geschätzten
Kollegen ist rum und ich muss ehrlich gestehen, ich würde zum heutigen
Zeitpunkt einen weiteren Urlaubsantrag seinerseits nicht mehr
befürworten. Das, was in den letzten drei Tagen abging, war ein
Albtraum, das hatte mit normalen alltäglichen Wahnsinn nix mehr zu tun.
Ich wünschte manchen Leute, die auf der anderen Seite der Telefonleitung
sitzen, dass sie mal einen Tag an meiner Stelle verbringen sollten und
sich dann das anhören müßten, was ich mir an manchen Tagen bieten lassen
muss. Da frage ich mich allen Ernstes, warum das so ist. Der Film, der
momentan bei uns abgeht, gehört in die Kategorie Horrorfilm FSK 18. Ein
Glück, dass ich wenigstens meine Fahrer an meiner Seite habe, die Tag
täglich versuchen das Unmögliche, möglich zu machen. Sie ziehen an einen
Strang, denn ohne sie wären wir in der letzten Woche
kläglich untergegangen.
Abends
ist man dann leer, ausgepowert. Ich habe, nach dem Rangnick bei Schalke
als Cheftrainer wegen seelischer Erschöpfung zurückgetreten ist, mal
einen dieser Test im Internet gemacht, ob man auch Burnout gefährdet
ist. Das Ergebnis: 100 % Übereinstimmung. Egal, wie ich es drehe und
wende, allmählich gehen meine Kraftreserven zu Ende. Es ist vielleicht
bei mir auch nur noch eine Frage der Zeit, bis ich keine Motivation mehr
finde, morgens aus den Feder zu krabbeln und sich auf den Weg zur
Arbeit zu machen. Aber dann denke ich immer, du warst dein ganzes
Arbeitsleben nie länger als zwei Tage (4 x in 25 Berufsjahren) am
Stück krank und das soll gefälligst auch so bleiben. Also egal wie
schwer es einem fällt, man steigt trotzdem wieder in die tägliche
Tretmühle ein, auch wenn es unvernünftig ist. Es ist vielleicht ein
Fehler meinerseits, die Warnzeichen des Körpers so einfach zu
ignorieren, aber an erster Stelle steht mein Pflichtgefühl. Nicht nur
gegenüber meinem Dienstherren, sondern auch gerade gegenüber meinen
Fahrern, die sich nicht von ein paar gesundheitlichen Unpäßlichkeiten
aus der Spur werfen lassen.
Nungehe
ich nicht mehr so relaxt in die zweite Sechstagewoche und wenn ich nur
einen Wunsch frei hätte, ich wünschte, die sechs Tage wären vorbei und
es würde alles wieder normal laufen. Nicht mehr in Papieren ersaufen,
nicht erst halb acht nach Hause kommen und sich nicht mehr verbal von
der Kundschaft auf die Fresse hauen lassen. Ich denke, die Zeit schreit
nach Veränderungen und dieser Schrei ist so laut, dass ihn auch
Außenstehende schon gehört haben. Vielleicht brauche ich aber am
Ende mal eine Auszeit, mal Aussteigen aus dem täglichen Trott,
vielleicht aber auch mal was ganz anderes machen, was anderes sehen,
andere Menschen treffen und neue Dinge ausprobieren. Einfach mal wieder
den Horizont erweitern, all die Fähigkeiten einbringen, die mir bei
meinen alten Arbeitgebern neben Respekt und Anerkennung auch einen guten
Namen auf dem Markt eingebracht haben.
In diesem Sinne eine schöne sonnige erste Herbstwoche …