14.08.2011

War dat gestern goil …

5:1
gegen die Geißböcke und ich war live dabei. Nicht nur das ganze
drumherum war wirklich ein Event gewesen, sondern auch das Spiel selber.
Umgeben von Kölnern im Block C 1 inklusiver Bierdusche – irgend jemand
hat beim Ausgleich vergessen, dass er einen Bierbecher in der Hand hielt
– war es ein Genuß den Schalker Sieg zu bejubeln. Ehrlich gesagt, nach
12 Minuten habe ich wahrlich nicht daran geglaubt, dass wir das Spiel so
deutlich gewinnen. Ich habe zwar niemals an der Mannschaft gezweifelt,
aber ich hielt die Tipps einiger im Vorfeld des Spiels mit 5:1 schon
sehr überzogen. Aber als direkt nach der Pause, zu der Zeit, in der sich
noch unsere halbe Sitzreihe im Schalker Markt befand, die wichtigen
Tore zum 2:1 und 3:1 fielen, war mir klar, hier konnte noch mehr
passieren.

Manchmal
hatte ich während des Spieles das Gefühl gehabt, dass die Leute aus
unserer Reihe nur wegen dem guten Essen und nicht wegen dem Spiel und
der Stimmung ins Stadion gekommen sind. Sie haben jedenfalls nicht
wesentlich dazu beigetragen. Trotzdem war es Gänsehautfeeling als über
die Hälfte im Stadion das Vereinslied intonierten und die Mannschaft
beim Steigerlied in unser Wohnzimmer einlief. Live dabei ist immer noch
besser, als nur am Fernsehen das Spiel zu verfolgen. Die Stimmung auf
den Rängen überträgt sich nicht zu gut.

Ach
ja – irgendwie gehöre ich jetzt doch dazu. Ich meinen nicht zu den
Schalkern, zu denen gehöre ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit (mit
Mitgliedschaft und so) sondern zu meinem Arbeitgeber. Jedenfalls
äußerlich, denn ich kann jetzt zwei T-Shirt mit Firmenlogo mein Eigentum
nennen. Auch meine Kritik, ich wäre das fünfte Rad am Wagen fand mein
Kollege einwenig überzogen und andere meinten, ich wäre nicht das
fünfte, sondern das Dritte und das bräuchte man ja genauso, denn sonst
läuft ein Wagen nicht. Auch soll ich im nächsten Jahr unbedingt auf dem
Festwagen mitfahren, da gibt es dann kein Wenn und Aber.

Ein
speziellen Dank an dieser Stelle auch noch einmal an meine Chefin, die
mir durch die Eintrittskarten für das gestrige Spiel diesen tollen Tag
ermöglichte und für einen Moment mal alle trüben Gedanken vergessen
ließ. Die Kollegen hatten wirklich nicht zuviel versprochen – es war von
Anfang an ein Event gewesen …

Ab
Montag läuft dann wieder alles normal. Die tollen Tage auf Crange gehen
heute mit einem großen Feuerwerk zuende, die Schausteller packen
zusammen und ziehen weiter. Am nächsten Wochenende findet dann in Harpen
das alljährliche Dorffest statt. Ist nix großes, aber trotzdem für die
Harpener genauso ein wichtiges Ereignis, wie für die Leute aus Wanne
ihre Cranger Kirmes. Da will ich jedenfalls vorbei, es ist ein
gewichtiger Termin in meinem Kalender, so wie Weihnachten oder
Geburtstage. Die will man ja auch nicht vergessen …

Ja, und
dann war da noch mein Kumpel aus Wien, der seiner Familie was
besonderes gönnen wollte und mit denen für drei Wochen in die DomRep
geflogen ist. Fünf Sterne Hotel all Inklusive und was passierte – der
lang ersehnte Urlaub wurde ein Schlag ins Wasser. Der Junior wurde
krank, er verkraftete die lange Flugzeit nicht. Den gesamten Hinflug und
auch den Rückflug musste er sich übergeben und auch am Urlaubsort
selber wollte der Junge nicht so recht auf die Beine kommen. Keinen
einzigen Ausflug konnten sie ausführen, auf Rücksicht auf den Jungen.
Also hielt man sich nur in der Hotelanlage auf, anstatt was von Land und
Leute zu sehen. Seine Erkenntnis nach
diesem teueren Trip: Im nächsten Jahr fahren wir wieder mit dem Auto an
die See. Ist schon einwenig ärgerlich, aber mein Kumpel nahm es mit
Humor – es hätte ja auch noch schlimmer kommen können.

In
Sachen Kaution und alter Vermieter läuft die Gnadenfrist ab. Mit Beginn
des Novembers befindet er sich in Verzug und wird gnadenlos verklagt.
So gnadenlos, wie die Bank mit mir umspringt. Ich habe auf diese ganze
Scheiße keinen Bock mehr, will einfach nur noch normal weiterleben, aber
das scheint nicht so einfach möglich zu sein. Hätte ich im Vorfeld
gewusst, was mit der Rückkehr ins Ruhrgebiet alles verbunden ist, ich
hätte es mir sicherlich noch einmal überlegt. Du kannst malochen wie ein
Bekloppter und kommst doch nicht mit dem Arsch an die Wand. Da läuft
doch was falsch in diesem Land. Aber bevor ich wieder sozialkritisch
werde – so wie es mein geschätzter Kollege immer nennt – halte ich mich
geschlossen.

Immerhin,
es gibt ab November keine Ausreden mehr, er muss die Karten auf den
Tisch legen und wenn er dies nicht tut, hat er die berühmte Arschkarte
gezogen. Ich habe Rücksprache mit meinem Anwalt gehalten und der sagt
klipp und klar, dass ein Vermieter max. 6 Monate die Kaution
zurückhalten darf. Nur dann, wenn er beweisen kann, dass er es nicht
schafft, zeitnah eine Betriebskostenabrechnung zu erstellen, darf er
einen Teil der Kaution (3 Nebenkostenanteile von der Monatsmiete also in
diesem Fall knapp 270 €) für sich behalten. Alles andere hat er mit
Zinsen nach Ablauf der Frist unverzüglich zurükzuzahlen. Geschieht dies
nicht, hat er vorm Amtsgericht die schlechteren Karten. Also heißt es
abwarten und dann ist endlich im November Zahltag. Mein Rechtsanwalt
wartet nur darauf, die Klageschrift zu verfassen …

Haben
wir eigentlich schon Herbst? Heute morgen fühlte ich mich jedenfalls
beim Anblick des Mistwetters in diese Jahreszeit versetzt. Vielleicht
sollten wir es mit Rudi Carrell halten:
Wann wird es mal wieder richtig Sommer?

In diesem Sinne, eine schöne Zeit …