Nun
ja, gestern war Kirmesumzug in Crange und was habe ich zu dem Zeitpunkt
getan, als sich meine Arbeitskollegen amüsierten? Bude geputzt, Reifen
gewechselt, im Kaufpark an der Kasse gestanden und mich fürchterlich
über Schalke geärgert. Dabei hatte mich ein Kollege noch gebeten, ich
möge doch wenigstens zum Bierstand kommen, denn dort würde es ja noch
eine gesellige Zusammenkunft geben. Aber ehrlich gesagt, was sollte ich
denn dort? Bekam ich doch in den letzten Tagen unbewusst vermittelt,
dass ich doch irgendwie nicht dazugehöre. Das mit dem fünften Rad am
Wagen ist mir durchaus vertraut und damit habe ich inzwischen auch kein
Problem mehr. Ich bin Westerwald erprobt und da bekam man dieses Gefühl
regelmäßig vermittelt: Du gehörst nicht in der Dorfgemeinschaft dazu, du
wirst niemals zum Team gehören usw. Aber trotzdem muss ich mir das
dann auch nicht antun zum Bierstand zu gehen, denn irgendwie ist das
auch nicht mein Ding. Auf dem Wagen unserer Firma mitfahren ging ja
schon seit Wochen nicht mehr und als ein Kollege kurzfristig am Freitag
nachmittag erklärte, er könne nicht mitfahren, war dieser freie Platz
auch schnell vergriffen. So ist das halt …
Ich
bin auch kein Feiermuffel, wie es vielleicht in den letzten Tagen
rübergekommen sein mag, allerdings gingen mir diese Vorbereitungen auf
diesen Tag X ehrlich gesagt schon einwenig auf die Nerven.
Für Crange ist die Kirmes und der dazugehörige Umzug genauso wichtig,
wie die Rosenmontagsumzüge für die Karnevalshoch-burgen und das
Brezelfest in Kirchhellen. Da geht in der Zeit auch nischt und die Leute
haben sich einfach daran gewöhnt. Für viele Mitbürger ist diese
Veranstaltung wichtiger als Weihnachten und sie freuen sich auf den
Beginn der Cranger Kirmes genauso wie ein Kind auf den Heiligen Abend
und den Weihnachtsmann. Der eine oder andere mag das sicherlich nicht
nachvollziehen können. Ich gehöre übrigens auch zu denjenigen …
Freunde
mache ich mir momentan auch keine. Ich bin nämlich Nichtraucher – zwar
kein militanter, aber trotzdem versuche ich schon, meine rauchenden
Arbeitskollegen auf Distanz zu halten. Das dies auf wenig Gegenliebe
stößt, ist verständlich. Ich mag es halt nicht, wenn ich abends nach
Hause komme und wie Raucherwaggon stinke.
Passend dazu ist auch, dass ich seit
geraumer Zeit überlege, ob man wirklich so oft in die Sch..ße packen
kann. Der Job macht mir Spaß, aber auf der anderen Seite bin ich auch
unzufrieden. Die Tage sind einfach zu lang und irgendwie habe ich nach
20 Jahren in der Spedition auch so recht die Lust daran verloren. Dabei
ist dieser Job eigentlich abwechslungsreich, man kann
sich verwirklichen, kann seine Ideen einbringen und sein logistisches
Gespür einsetzen. Der Logistiker ist allerdings auch derjenige, der
ständig zwischen den Kunden, dem Vertrieb und seinem Fahrpersonal
steht. Du bekommst Druck von oben, weil immer noch eine Schaufel
draufgepackt werden muss, du bekommst den Gegendruck deiner Fahrer zu
spüren, die an ihr Limit gehen müssen, weil man von ihnen dies alles
abverlangt, was andere Leute entschieden haben. Unzufriedenheit auf
allen Ebenen ist das Ergebnis. Das scheint
in allen Firmen gleich zu sein, man kann die Namen beliebig
austauschen, dass Ergebnis bleibt dasselbe. Stehst damit Tag täglich im
Feuer und zwischen all den Fronten. Das einem da öfters der Kragen
platzt, ist mehr als verständlich. Der Dampf muss aus dem Kessel, sonst
platzt man!
In
diesem Zusammenhang passt auch prima mein Horoskop für die laufende
Woche. Es trifft den berühmten Nagel buchstäblich auf den Kopf: „Sie
haben es nicht nötig, eine Situation anders darzustellen, als sie ist.
Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit. Sie sollten die Chancen, die sich
Ihnen jetzt bieten, unbedingt nutzen.“
Noch nie war ein Horoskop in meinen Augen so treffend. Tja, oft
genug erwähnt und trotzdem immer wieder tagesaktuell: Die Wahrheit
wollen viele Menschen nicht sehen, weil sie manchen von uns doch sehr
weh tut. Ach ja, wo wir bei der Wahrheit sind: Ich verwahre mich
dagegen, dass man von mir denkt, ich sei ausländerfeindlich. Wir alle
sind Ausländer – fast überall auf der Welt! Wie kann ich gegen Menschen
mit Migrationshintergrund sein, wenn ich beim Griechen auf dem
Wochenmarkt meine Oliven kaufe, mein Zahnarzt aus Istanbul stammt und
mein Tankwart seine Wurzeln in Polen hat. Da würde ich dann auch
nicht hingehen, wenn ich gegen sie Vorurteile habe. Nur soviel: Mancher
Ausländer ist mehr Deutscher als viele Deutsche selbst …
Der
Aufreger der Woche war für mich, wie man einem Kindermörder
Schmerzensgeld zusprechen konnte. Gut, die Androhung von Folter gehört
eigentlich nicht zu den Methoden der Polizei und hat nichts in einem
ordentlichen Rechtsstaat verloren, aber trotzdem habe ich nach wievor
kein Mitleid mit dem Kindermörder. Hatte denn sein Opfer eine zweite
Chance, hatte er Mitleid mit dem Jungen, den er erstickte? Der Kleine
kann nicht vor einem „himmlischen Gericht“ treten und auf ein neues
Leben hoffen. Man kann ihm sein Leben nicht wiedergeben und sein Mörder
beklagt sich über Angstzustände und Schlaflosigkeit. Ich wünschte, ihm
würde jede Nacht Jakob in seinen Träumen erscheinen und ihm nach dem Warum fragen. Warum ich? Er
musste sterben, weil sein Straftäter ein Leben im Luxus genießen
wollte, er bei seinen wohlhabenden Freunden dazugehören wollte.
Wer sich näher darüber informieren möchte, dem lege ich das Buch: Sie werden dich nicht finden,
ans Herz. Erst wer das Buch gelesen hat, versteht den Fall richtig und
wird bei dem Urteil des Landgerichtes FFM nur den Kopf schütteln. Ich
hoffe inständig, dass das Land Hessen gegen dieses Urteil in Berufung
geht.
In diesem Sinne keep cool:
Süße Träume …
Ich bin schockiert über das Attentat in Norwegen und mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. (24.07.2011)