Seit Monaten studiere ich die Zeitungen auf der Suche nach einer Garage in der Nähe meiner Wohnung, aber hierbei Erfolg zu haben, würde in etwa mit der Wahrscheinlichkeit vergleichbar sein, dass der VFL Bochum in den nächsten Jahren Deutscher Fußballmeister werden würde. Ich rede von den Profis und nicht von den Jugendspielern. Den traue ich das durchaus zu. Ich habe inzwischen so den Verdacht, dass hier Garagen weitervererbt werden, so wie die Dauerkarten für die Arena auf Schalke. Jedenfalls ist es jeden Tag ein Krampf, ein Parkplatz zu finden. Kommst du mal eher von der Arbeit hast du freie Auswahl, wird es spät bei dir, dann sinken die Wahrscheinlichkeiten, ein freies Plätzchen zu bekommen. An Wochenenden ist es besonders übel, denn dann kommt der Besuch auch noch hinzu und die Plätze werden damit automatisch immer weniger. Aber bisher habe ich noch immer was gefunden, ausgenommen heute. Da war ich dann tatsächlich mal wieder gezwungen mir einen Ausweichparkplatz in der Nähe unserer Siedlung zu suchen. Das macht mir auch nichts aus, in anderen Städten ist das Problem mit dem fehlenden Parkraum wahrscheinlich um einiges größer als hier in Bochum, aber ich bin es halt bisher nicht gewöhnt gewesen. In Bottrop hatte ich entweder meinen Stellplatz direkt hinter dem Haus oder wie in Kirchhellen in einer ruhigen Seitenstraße. Im Westerwald hatte ich in Waldbreitbach sowie auch in Neustadt jeweils eine Garage. Da allerdings nicht so einen netten Vermieter wie jetzt.
Die eine wollte aus ihrem Haus noch eine Goldgrube machen, bevor sie es verkauft hat, der andere Kollege mit Migrationshintergrund schuldet mir noch die Kaution und Nebenkosten und erscheint zu keinem Gerichtstermin, weil er angeblich so schwer krank ist. Gefälligkeitsatteste kann jeder ausstellen, zumal der Arzt der gleiche Landsmann ist, wie mein ehemaliger Vermieter. Sind zwar böse Unterstellungen, aber wenn ein Gerichtstermin mehrfach verschoben wird und das wegen einer Krankheit, dann ist doch was faul im Staate Dänemark. Jeder würde gerne die Sache schnellstmöglich über die Bühne bringen, aber hier habe ich wirklich den Verdacht, dass man die Angelegenheit aussitzen möchte.
Aber davon ab, bevor ich wieder in die rechtsradikale Schublade gesteckt werde, meine anderen Vermieter waren Wohnungsbaugesellschaften und Freunde von meinem ehemaligen Chef. Da gab es keine Probleme. Da bin ich auch nicht im Dunkeln bei meiner Heimkehr im Treppenhaus über Schuhe gestolpert, weil keiner auf die Idee kam, die Straßenschuhe seines Besuchs im ganzen Treppenhaus zu verteilen. Aber andere Länder, andere Sitten und mich stört es erst dann, wenn ich auf die Schnauze falle. Dann werde ich allerdings sauer und ungemütlich.
Ich stelle meine Schuhe auch gerne ins Treppenhaus, aber nur auf den Abtreter und meistens zum Nikolausabend hin, aber das ist nun auch schon dreißig Jahre her und heute würde mir eh keiner mehr was in die Schuhe stecken. Außer vielleicht Reklame von der Pizzeria um die Ecke. Ach ja, die verdienen an unserer Hausgemeinschaft auch ganz gut, wenn man nach den leeren Pizzakartons in der Papiertonne geht. Ist ja auch einfacher und schneller, als wenn man selber kocht. Und manchmal schmeckt es auch noch besser, als manches selbst gezauberte Gericht.
Ich habe mich bei meiner Suche nach einer Garage dabei ertappt, dass ich nun mit einem Mal auch die Wohnungsangebote lese. Mehr gesagt, nicht ich lese, sondern meine Mutter liest, sucht, bewertet, kreuzt an und legt vor. Ich lese bekanntlich nur die Todesanzeigen und freue mich jedesmal diebisch drüber, noch nicht drin zu stehen, den Sportteil, Lokalteil und regionale Nachrichten. Politik interessiert mich erst dann wieder, wenn da mal eine vernünftige Entscheidung getroffen wird, aber darauf brauchen wir in den nächsten Jahrzehnten nicht zu hoffen. Dabei habe ich ja auch keinen richtigen Bock mehr auf einen Umzug, aber meine Mutter schmiedet schon Pläne, meint ich brauche dann eine neue Küche, eine neue Couch, weil die jetzige ja ein Fehlkauf gewesen ist. Dabei fühle ich mich eigentlich wohl in meiner Wohnung, bis halt auf die Tatsache, dass man an manchen Tagen Glück mit Parkraum hat und an manchen Tagen nicht. Aber ehrlich, Hand aufs Herz, wenn hier täglich das Ordnungsamt vorbeikommen würde, dann müssten wir alle bezahlen, bis uns schlecht wird. Hier ist nämlich Halteverbot und keiner stört sich daran. Aber wo sollen die Leute auch mit ihren Autos hin? Man verlangt von uns, dass wir mobil sind, um jede Arbeitsstelle annehmen zu können, aber beim Parkraum da versagt dann unsere Politik gänzlich. Wir können ja die Autos nicht mit in die Wohnung nehmen und Carsharing – so heißt das neue Zauberwort – sowie öffentlicher Nahverkehr sind gut und schön, aber was macht jemand, der täglich bis in Bergische oder ins Rheinland pendeln muss? Schon einmal darüber nachgedacht? Mit Bus und Bahn bist du da ganz schön lange unterwegs…
Also heißt es weiterhin täglich darauf zu hoffen, einen Parkplatz zu finden und das die Politessen einen weiten Bogen um unsere Straße machen. Aber die kommen auch nur, wenn die BoGeStra mit ihren Gelenkzügen nicht mehr durch unsere Siedlung kommen, weil beide Seiten so zugeparkt sind, dass zwar ein Auto, aber kein Bus mehr durchpasst und die sich sofort beim Ordnungsamt beschweren. Und in diesem Bezug haben wir nun schon eine ganz Weile Glück gehabt. Aber man soll dies nicht beschreien…