Manchmal frage ich mich, wann ich den Spiegel zerbrochen habe. Soviel Pech und Ärger wie ich in den letzten Jahren gehabt habe, geht schon auf keine Kuhhaut mehr. Wann hat es angefangen? Was war der Auslöser?
Es müssen im meinem Leben schon einige Spiegel zu Bruch gegangen sein, denn wenn ich die letzten Jahre rückblickend betrachtete, kann das alles nicht an einem Gegenstand hängen. War der Anfang am 19.12.2004, als mir ein LKW im Stau auf meinen geliebten Corsa gefahren ist? War es der Tod meines Stiefvaters 2000? Irgendwann jedenfalls fing die Pechsträhne an, die nach wie vor kein Ende zu finden scheint. Sollte der Unfall der Auslöser gewesen sein, dann habe ich ja Hoffnung, das mit Ablauf diesen Jahres meine Pechsträhne beendet ist. Sollte es allerdings 2000 gewesen sein, gebe ich alle Hoffnungen auf …
2005 kam die Insolvenz meines Arbeitgebers, der Wechsel in den Westerwald. Die ersten Wochen waren nicht einfach, ich wollte schon nach wenigen Tagen alle Brocken hinschmeißen, weil die damaligen Kollegen es einen nicht leicht gemacht haben. In einer Firmenwohnung gesessen, ohne Heizung und Strom, weil die Sicherung rausgesprungen ist und ich konnte sie nicht wieder reinmachen, da mir der Schlüssel für das Büro fehlte. Tja, der sollte eigentlich damals schon in lange in meinem Besitz sein, aber weder die Buchhalterin noch der Prokurist haben ihn rausgerückt, obwohl – so stellte es sich Jahre später heraus – den Auftrag dazu hatten. Von den menschlichen Enttäuschungen in den Jahren reden wir mal nicht. Fazit, der Westerwald war ein Flop mit vielen Tiefschlägen. Die Rückkehr ins Ruhrgebiet verlief aber genauso wenig störungsfrei. Neue Bank, neuer Arbeitgeber, neue Probleme. Ein Speditionsleiter der noch eine Rechnung aus alten Zeiten begleichen wollte, schlechte Organisation und ein karg eingerichtetes Büro sorgten mit dafür, dass ich mich schnell wieder umorientierte. Ich hatte kein Bock darauf, mich auf die Intrigen des Speditionsleiters einzulassen.
Die Hauptsache für mich war, ich bin wieder im Kohlenpott gewesen, Arbeit gibt es hier genug, da war mir nicht Bange vor. Dann kam der Ärger mit Poco dazu, die beim Aufbauen die Möbel falsch montierten, sie dabei teilweise beschädigten und auch noch falsche Möbelstücke lieferten. Ärger mit Unitymedia, die nicht in der Lage erscheinen, mir digitales Fernsehen zu ermöglichen, Ärger mit der Commerzbank, die mit meinem Gehalt arbeiten und es im Vergleich zu meinen Kollegen erst drei Tage später gutschreiben.
Ach ja, wenn man in Deutschland flexibel sein will, dann sollte man auch über ein gut gefülltes Bankkonto verfügen. Denn wenn du umziehst, einen neuen Job antrittst und auch noch die Bank wechselst, bist du in diesem Land nicht mehr kreditwürdig. Hinter vorgehaltener Hand teilt man dir mit, dass ein Arbeitsloser im Augenblick mehr Bonität hat, als ich. Das ist schon heftig und da muss ich unser Regierung auch ein Vorwurf machen. Sie verlangen von den Leuten, dass sie sich auch in anderen Regionen Deutschlands nach Arbeit umschauen, aber wenn man es tut, wird man noch dafür bestraft.
Auch mit meiner jetzigen Arbeitsstelle – ich finde den Job eigentlich gut – habe ich mich wohl nicht so richtig entschieden. Der Job hat an manchen Tagen so echtes Herzinfarktpotential und wenn ich abends nach Hause komme, ist man ausgebrannt, dass es schon ein gelungener Abend wird, wenn man die Tagesschau mitbekommt und nicht vorher im Sessel einschläft. Kein Wunder, dass es derzeit dermaßen viele freie Stellen in der Speditionsbranche gibt. Wer tut sich das noch freiwillig an?
Die Sache mit dem Pech geht weiter, denn mein ehemaliger Vermieter hält die Kaution zurück, ist noch zwei Betriebsabrechnungen schuldig und auch der Umzug verlief nicht so rund, wie wir uns das alle vorstellten, obwohl die Leute sehr bemüht waren und auch alles mögliche versucht haben. Aber bei dem Anschluss der Küche mussten sie einfach kapitulieren. Das fügte sich nahtlos in die Reihe der Pleiten, Pech und Pannen Statistik ein.
Ich hoffe nur, dass mit dem Ende des Jahres auch ein Ende der Pechsträhne in Sicht ist. Auch wenn mein Horoskop ständig von irgendwelchen glücklichen Fügungen spricht, es trifft nicht auf mich zu. Also warten wir es mal ab, wie es sich alles so weiterentwickelt …