Nun ist es leider traurige Gewissheit geworden. Der zehnjährige Mirko wurde Opfer eines Sexualverbrechen. 145 Tage zwischen Hoffen und Bangen sind zwischenzeitlich vergangen, viele haben noch an ein guten Ausgang geglaubt, ein zweites Natascha Kampusch Wunder, doch die Beweise sprachen schon schnell dafür, das Mirko nirgendwo gefangen gehalten wurde, sondern bereits am Tag seines Verschwinden durch Mörderhand aus seinem jungen Leben scheiden musste.

Sein Mörder, ein Angestellter bei der Telekom, hat ihn getötet, weil er seinen Streß abreagieren wollte. Er wollte jemanden erniedrigen, so wie er von seinem Chef erniedrigt worden ist. Sexuelle Motive seien der zweite Grund gewesen … Aber Streß als Tatmotiv? Wenn ich Ärger mit meinem Boß habe, dann gehe ich doch auch nicht auf den nächsten Spielplatz und klaue mir ein Kind? Das ist in meinen Augen eine Schutzbehauptung, aber sicherlich kein Grund für mildernde Umstände.

Meine Hochachtung gilt der Polizei, die solange unermüdlich an diesem Fall gearbeitet, bis sie Mirko gefunden haben. Ein den Eltern gegebenes Versprechen wurde eingelöst, das Schicksal von ihrem vermißten Sohn wurde geklärt. Ein Happy End wäre allen Beteiligten sicherlich lieber gewesen!

Der Täter hat mit seinem Verbrechen mehre Leben zerstört. Das junge Leben von Mirko, der nur zehn Jahre alt werden durfte, das Leben seiner Eltern, die 145 Tage zwischen Hoffen und Bangen gelebt haben und immer noch an ein gutes Ende geglaubt haben. Das Leben seiner Geschwister, die ihren Bruder verloren haben und nun mit dieser Belastung Leben müssen. Ihnen kann man nur das aufrichtige Beileid aussprechen, jedes weitere Wort wäre zuviel.

Auf der anderen Seite hat der Täter auch das Leben seiner Kinder zerstört. Mit welcher Wut auf ihren Vater wachsen sie nun auf, welche Selbstzweifel werden sie in Zukunft quälen? Ihr Vater, ein Mörder, eine Bestie. Sie werden in der nächsten Zeit sicherlich genauso schwere Stunden haben, wie auf der anderen Seite Mirkos Familie. Auch ihr Leben hat sich schlagartig verändert, der Spießrutenlauf beginnt, denn leider ist es oft so, dass die gesamte Familie in Sittenhaft genommen wird.

Das Leben der Ehefrau. Sie wird sich ständig fragen, wie es sein kann, dass ihr Mann sie 145 Tage belogen hat, sie neben einem Kindermörder aufgewacht ist, sie einem Mann vertraut hat, der einen zehnjährigen Jungen entführt, vergewaltigt und anschließend aus Angst vor Entdeckung ermordet hat. Wie wird sie sich fühlen? Wir können nicht in das Seelenleben der Menschen hineinschauen, aber ich möchte nicht mit Ihnen tauschen.

Das der Täter sein eigenes Leben auch zerstört hat, ist mir egal. Er wird vor Gericht seine gerechte Strafe bekommen.

Gerechte Strafe? Wie kann man jemanden gerecht bestrafen, der das Leben eines Kindes aus niedrigen Bewegungsgründen ausgelöscht hat? Nun könnte ich mich in die rechte Ecke stellen, behaupten, wer das Leben eines Kindes bewusst zerstört hat, hat das Recht auf Leben verwirkt. Er kann weiterleben, wenn nicht die besondere schwere der Schuld festgestellt wird, kann er in 25 Jahren wieder auf freien Fuß sein. Dann wäre er siebzig, Mirko bleibt allerdings tot, er kann danach noch weiterleben, obwohl sein Leben nicht mehr das Gleiche sein wird, wie vor der Tat. Er wird Schulden haben, die er sein Lebtag nicht mehr abzahlen kann …

Es gibt genug Menschen, die gerne ein paar Minuten mit dem Kinderschänder allein sein würden. Unter ihnen sicherlich auch der eine oder andere Polizeibeamte, der erschüttert vor der Leiche des Jungen stand. Ein paar könnten sich sicherlich vorstellen, den Täter „auf der Flucht“ zu erschießen, oder ihn ausversehen die Treppe hinunterfallen zu lassen. Aber sie dürfen es nicht. Sie müssen ihre eigentlichen Gefühle und Rachegelüste hinten anstellen, denn das Gesetz schützt die Täter. Frau Bachmann hat damals das Gesetz in die eigene Hand genommen und den Mörder ihrer kleinen Tochter vor Gericht erschossen. Eine nachvollziehbare Entscheidung und sicherlich die eine oder andere Mutter oder Vater wird so denken, wenn sich jemand an dem Nachwuchs vergreift.

In diesem Zusammenhang fällt mir der Mörder von dem Bankierssohn Jakob aus Frankfurt ein. Der klagt sich munter durch die Gerichtsbarkeiten, weil er zu einem Geständnis unter Gewaltandrohung genötigt wurde. Er bekommt vor Gericht Recht, was in den Augen der Eltern sicherlich ein Hohn sein muss. Er hat ein Kind getötet, weil er Geld von den Eltern erpressen wollte. Nur weil er sein teueres Leben damit finanzieren wollte. Ich würde allen Leser hierzu auch mal das Buch „Sie werden dich nicht finden“ empfehlen, denn dort wird der Fall noch einmal genauer durchleuchtet. Wer das Buch gelesen hat, der wird sicherlich kein Mitleid mit dem Täter haben.

Ach ja Mitleid: Ich wünsche dem Mörder von Mirko, dass er im Knast verständnisvolle Knastbrüder findet, die sich seiner annehmen, so, wie er sich dem kleinen Mirko angenommen hat.